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Nicht im besten Zustand. Ein Blick auf den Strand von Ostia. Foto: AFP

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Panorama: Römischer Wintersport

Gleich hinter dem Strand in Ostia sollte eine Skiarena entstehen. Nun kommt es anders.

Rom - Der Jahrhundertschnee vom Februar diesen Jahres wird den Römern noch lange in Erinnerung bleiben. Nicht nur, dass er eine ganze Woche liegen blieb; acht Monate später hat er jetzt ein neues Gestöber entfacht. Oder einen Sturm des Gelächters. Je nachdem.

Im Februar nämlich hatten einige – weil die weiße Pracht gar zu schön war – an diesem Thema offensiv und kommerziell weitergedacht. In Ostia, also an Roms Meeresstränden, sollte gar eine komplette Skiarena entstehen. Für den Ganzjahresbetrieb. Was die Scheichs in Dubai hinbekommen, sagte Bezirksstadtrat Augusto Bonvicini, das schaffen wir auch. Und gleich schien sich eine Firma gefunden zu haben, die alles zu bauen bereit war, was des Skifahrers Herz begehrt: Zwei Kunstschneepisten gleich hinter den Sanddünen, 70 und 90 Meter lang, eine Seilbahn, eine Eislaufbahn auch, diverse Lokalitäten für das Aprèsski und vieles mehr. Von der Stadt verlangte man einzig, dass sie einen Zuschuss von 1,5 Millionen Euro bereitstellt.

Das Projekt jedoch stieß auf Ablehnung. Nicht nur bei der lokalpolitischen Opposition, auch bei den Bürgern, die im Internet und in der Twitter-Welt in furioser Weise ihrer Entrüstung Luft machten. „Die haben sie wohl nicht mehr alle“, das war noch die mildeste Formulierung: „Überall erhöhen sie die Steuern, alle Straßen lassen sie verfallen, und dann so eine pharaonische Wahnsinnsidee!“

Und Gianni Alemanno, der arme Bürgermeister, der im Jahr zuvor für seine Idee vom Ski-Langlauf-Weltcup im Circus Maximus mit Hohn und Spott überschüttet worden war, der auch schon seine hochfliegenden Pläne für Formel-1-Rennen mitten in einem südlichen Stadtteil und für die Olympischen Spiele 2020 hatte begraben müssen, er bekam jetzt auch noch volle Schneeballbreitseiten ab. Bis er schließlich, restlos entnervt, mitteilen ließ, bei der Stadtverwaltung finde der Skizirkus von Ostia „keine Unterstützung“.

Jetzt allerdings, acht Monate später, ist die Skiarena doch wieder aufgetaucht. Die hoch verschuldete, teils verwahrlosende Stadt, die nur auf den allerletzten Drücker und mit größter Mühe überhaupt einen Haushalt für das Jahr 2013 erstellen konnte, hat in diesem Jahr doch tatsächlich 1,5 Millionen Euro „für ein Wintersportzentrum in Ostia“ vorgesehen. Die Reaktionen: verheerend. Die Rathausspitze: zwei volle Tage abgetaucht.

Inzwischen kam dann aber doch noch die Erklärung. Niemals, ließ Bürgermeister Alemanno mitteilen, werde er auch nur einen Euro für das Projekt ausgeben. Dass dieses dennoch in den städtischen Haushalt geraten sei, das sei – sekundierte ihm der Bezirksbürgermeister von Ostia – „ein Missverständnis“ gewesen, „wie es immer dann vorkommt, wenn verschiedene Behörden nicht richtig miteinander reden“.

Das Projekt und den eingeplanten städtischen Zuschuss, das bestätigen beide, gebe es ja tatsächlich. Nur dass das Vorhaben im städtischen Haushaltsentwurf „unpräzise benannt“ worden sei. Die Baugesellschaft nämlich habe umgeplant und wolle inzwischen eine „Halle für Minigolf“ errichten.

Gewaltiges Gelächter in Zeitungen und Internetforen waren die Reaktion auf solcherart Erklärungen. Wobei, das schreibt User „atanasio“, eigentlich doch alles stimmt: „Richtig überdacht ist Minigolf ein idealer Sport für den Winter!“ Paul Kreiner

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