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Stürmisch war es in Köln, zwischendurch kam aber auch die Sonne raus.

© Maja Hitij/dpa

Rosenmontag: Jecken trotzen dem Sturm

In Düsseldorf, Mainz und vielen anderen Städten mussten die Rosenmontagszüge wegen einer Sturmwarnung abgesagt werden. Nur in der Karnevalshochburg Köln ging der Zug.

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Die Düsseldorfer haben sich viel Zeit gelassen. Erst am Montagmorgen fiel die Entscheidung, den Rosenmontagszug durch die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt wegen einer Sturmwarnung des Deutschen Wetterdienstes abzusagen. Für die Karnevalsjecken eine Riesenenttäuschung – zumal die Konkurrenzveranstaltung in Köln pünktlich um zehn Uhr startete. Allerdings verzichtete Deutschlands längster Rosenmontagszug auf die sonst üblichen 500 Pferde und große Fahnen. Fast wie bestellt wurde das Wetter zunächst sogar besser. Der Regen hörte auf, die Sonne kam durch. Unter dem Motto

„Mer stelle alles op der Kopp“ (Wir stellen alles auf den Kopf) zogen 100 Wagen mit 10 000 Teilnehmern durch die Kölner City. Den Düsseldorfern blieb dagegen nur, die wichtigsten Wagen schon mal vor dem Düsseldorfer Rathaus zu präsentieren, damit die monatelange Arbeit nicht ganz umsonst war. Der Rosenmontagszug solle aber nachgeholt werden, teilte das Comitee Düsseldorfer Carneval (CC) tapfer mit.

Der Deutsche Wetterdienst hatte für die Düsseldorfer keine guten Nachrichten, als er für den Morgen vor Windstärke 8 bis 9 wegen des Tiefs „Ruzica“ warnte. Später seien Böen mit Windstärke 10 zu erwarten. Das Sicherheitskonzept des Düsseldorfer Rosenmontagszugs sah vor, dass der Zug ab Windstärke 8 abgesagt werden muss. „Selbst wenn es jetzt mal ein bisschen ruhiger wird, können die Windböen diese Stärke erreichen“, sagte eine DWD-Meteorologin.

Kritik an Absagen

ARD-Meteorologe Karsten Schwanke kritisierte dagegen die Absage des Düsseldorfer Rosenmontagszugs auf Twitter. „Absage #Düsseldorf – für mich ein Rätsel“, schrieb Schwanke am Montag kurz nach der Mitteilung des Comitees Düsseldorfer Carneval. Die stärksten Böen seien erst am Nachmittag oder Abend zu erwarten, twitterte Schwanke weiter.

Am Sonntag hatte bereits Mainz seinen Rosenmontagszug, den drittgrößten der Republik, abgesagt . Auch in Mainz gab es Kritik an der Absage – ausgerechnet vom Kulturpreisträger der Deutschen Fastnacht, Günter Schenk, einem profunden Karnevalskenner. „So etwas gab es noch nie“, echauffierte sich der 67-jährige Mainzer. Seit 1838 laufe der Rosenmontagszug in Mainz, noch nie sei er wegen schlechten Wetters abgesagt worden. „Notfalls stoppte der Zug und alle gingen in die Kneipe und warteten, bis sich das Wetter wieder beruhigte.“ So etwas sei heute völlig undenkbar: „Rosenmontagszüge sind unflexibel geworden, sie unterliegen den Zwängen der Medien und des organisierten Karnevals.“ Schenk kritisierte weiter eine „Vollkaskomentalität“, die immer weiter um sich greife.

Mit Frohsinn gegen den Terror. Zwölf Wagen des Wagenbauers Jacques Tilly wurden am Montag vor dem Düsseldorfer Rathaus gezeigt.
Mit Frohsinn gegen den Terror. Zwölf Wagen des Wagenbauers Jacques Tilly wurden am Montag vor dem Düsseldorfer Rathaus gezeigt.

© Ralph Orlowski/REUTERS

Dass sich zahlreiche Narren in Mainz ihren „Spass uff de Gass“ selbst organisierten, gefällt Schenk: „Eine Riesenchance – die Mainzer können zeigen, dass sie den Rosenmontag auch ohne Fernsehen und Vereine feiern können.“ Von einer Wiederholung des Rosenmontagszugs zu einem späteren Termin hält er gar nichts. „Mit echter Fastnacht hat das nichts zu tun.“ Damit steht er nicht allein. Der Vizepräsident des Bundes Deutscher Karneval, Peter Krawietz, sagte in Mainz, es gebe „grundsätzlich die Regelung, dass außerhalb der Fastnachtszeit keine karnevalistischen Veranstaltungen stattfinden sollen“.

Hetze gegen Flüchtlinge - Ermittlungen laufen

Doch nicht allein die Absagen und das Wetter sorgten für Diskussionsstoff, sondern wie immer auch die Motive der Wagen. Aufs Korn genommen wurde unter anderem der US-Wahlkampf – vor allem Donald Trump gab ein beliebtes (Haar-) Motiv ab – oder der VW-Abgasskandal. Dominierend war in diesem Jahr aber vor allem das Thema Flüchtlingspolitik. So hat auf einem Düsseldorfer Wagen eine Frau einen Mann an einer Silvesterrakete festgebunden – und schießt ihn gerade in den Himmel. „So schön wird das nächste Silvester“, haben die Jecken dazu geschrieben. Ein Jeck mit roter Clownsnase schaut einem grimmigen Terroristen in die Augen. Der hat statt einer roten eine schwarze Bomben-Nase mit brennender Zündschnur aufgesetzt.

Scharfe Satire ist im Karneval nicht nur erlaubt, sondern auch erwünscht. Doch in anderen Städten sorgten einige fremdenfeindliche Motive für scharfe Kritik. Nach dem Faschingsumzug im oberbayerischen Steinkirchen bei Pfaffenhofen ermitteln sogar die Behörden wegen des Verdachts der Volksverhetzung. Bei dem Umzug am Sonntag war ein als Panzer dekorierter Wagen mit den Aufschriften „Ilmtaler Asylabwehr“ und „Asylpaket III“ sowie einem schwarzen Kreuz zu sehen, wie ein Sprecher der Polizeiinspektion in Pfaffenhofen an der Ilm bestätigte.

Der Panzer mit der Aufschrift "Ilmtaler Asylabwehr" beschäftigt nun die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Volksverhetzung.
Der Panzer mit der Aufschrift "Ilmtaler Asylabwehr" beschäftigt nun die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Volksverhetzung.

© Florian Simbeck/dpa

Auch ein Wagen aus Thüringen wird die Staatsanwaltschaft beschäftigen. In Wasungen war am Samstag ein Umzugswagen gefahren, der einen „Balkanexpress“ darstellen sollte. An der Spitze des Zuges stand auf einer Dampflok „Die Ploach kömmt“, sprich: „die Plage kommt“. Der Wagen wurde von Narren begleitet, die als Heuschrecken verkleidet waren. Am Montag sei eine Anzeige wegen Volksverhetzung eingegangen, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Meiningen auf Anfrage. Es werde geprüft, ob Ermittlungen aufgenommen werden und sich ein Anfangsverdacht auf eine Straftat ergibt.

In Köln bezogen die Jecken dagegen Stellung gegen fremdenfeindliche Hetze. Als „Bunte Funke jäje Braune Halunke“ zogen Aktivisten, darunter viele von Attac, als Vorgruppe des Rosenmontagzugs durch die Innenstadt. (mit dpa)

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