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Status: glücklich. Rest: egal.

© dpa

Royaler Besuch in Berlin: Was Kate und William richtig machen

Adel verpflichtet? Heute nur noch zu guter Laune. Und genau das liefert die Familie des britischen Kronprinzen, was ihre Beliebtheit erklärt. Eine Kolumne

Eine Kolumne von Stephan Haselberger

Vielleicht liegt es nur am Mangel der politischen Relevanz: Merkwürdigerweise werden die Leistungen der Mitglieder eines Königshauses heute an ihrer Fähigkeit gemessen, persönliches Glück zu erreichen. Adel verpflichtet? Heute nur noch zu guter Laune!

Echte Anliegen sind nicht nötig. Aber im Leben keinen „Spaß“ zu haben, wird nicht verziehen – der hager hadernden Letizia von Spanien nicht und der runtergedimmten Schwimmerin Charlène in Monaco auch nicht, deren Erfolg danach beurteilt wird, wie viel „Fun“ sie beim Besuch der Formel 1 mit ihrem schrecklichen Albert hat. Ehepaare sollen gelöst wirken und mit ihrem Partner „harmonieren“. Harmonieren darf ein echter Vollzeitjob sein.

Nur die Queen kann „not amused“ sein, sie stammt noch aus dem Zeitalter der Pflicht. In der Gegenwart ist die Glückssuche zur Obsession geworden und zu einer Bringschuld für das Personal des öffentlichen Lebens. In dieser Zeit ist es total o.k., Helmut Kohls Lebensleistung um die Unfähigkeit zu mindern, seine Familie glücklich zu machen. Mangels existenzieller Bedrohungen haben Blaublüter noch weniger Entschuldigungen als Normalsterbliche, ihr Glück zu verfehlen. Die Folge? Alle Energie aufzehrender Glücksterror in den Palästen.

Prinz Harry und der Arbeitnehmer-Moment

Prinz Harry hat vor vier Wochen der „Newsweek“ ein bemerkenswertes Interview gegeben. „Gibt es in der königlichen Familie jemanden, der König oder Königin werden will? Ich glaube nicht“, sagte er. Es war ein echter Arbeitnehmer-Moment. Mit der Erkenntnis, dass einen die Arbeit am Privatleben hindert. Dabei ist das Privatleben längst die eigentliche Arbeit.

Die Royals? Die tun nichts. Die wollen nur spielen. Am liebsten mit ihren Kindern. Engländer, die das bezahlen, beschweren sich darüber. Der Rest der entwickelten Welt hat großes Verständnis. Es folgt der Erkenntnis, dass jeder sich auf das „Wesentliche“ konzentrieren müsse, wobei merkwürdigerweise immer das Private für das Wesentliche gehalten wird. Der Königssöhne Unlust hat etwas von der Geste, mit der Akademiker in Prenzlauer Berg ihre Ausbildung in den Wind schreiben, um fortan mit etwas „ganz Einfachem“ wie Marmeladekochen glücklich zu werden. Es hat etwas vom zelebrierten „Downsizing“ von Managern, die „am Ende des Tages“ lieber ausgeglichen als erfolgreich sind.

Und so haben sich paradoxerweise William und Kate in ihrer niedlichen Weigerung, für lästige Staatsangelegenheiten die Familie zurückzustellen, ganz als Zeitgenossen entpuppt, die die Pflicht zum Glücklichsein zu 100 Prozent angenommen haben. 2017 heißt: Grinning means winning.

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