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Düstere Aussichten. Immer mehr Arbeitnehmer leiden unter Depressionen.

© dpa

Rückgang bei Krankschreibungen: Burnout ist out

Die Krankschreibungen wegen Burnout haben binnen eines Jahres um ein Drittel abgenommen. Doch psychisch gesünder sind die Arbeitnehmer nicht geworden. Im Gegenteil.

Das Burnout-Syndrom scheint aus der Mode zu kommen. Erstmals seit zehn Jahren sei die Zahl der Krankschreibungen mit dieser Diagnose wieder rückläufig, meldete die Krankenkasse DAK. Und zwar gleich um ein Drittel: Kamen wegen Burnouts im Jahr 2012 noch 100 Fehltage auf 1000 Versicherte, waren es 2013 nur noch 67. Doch psychisch gesünder sind die Arbeitnehmer dadurch nicht geworden. Stattdessen nämlich werden ihnen nun öfter Depressionen attestiert.

Depressionen nehmen weiter zu

Die Zahl der Fehltage mit dieser Diagnose hat sich in den vergangenen 13 Jahren um 178 Prozent erhöht. Und die Leistungsausgaben für psychische Erkrankungen steigen kontiniuierlich. In den vergangenen fünf Jahren betrug der Zuwachs 15 Prozent. Im vergangenen Jahr kosteten sie die DAK insgesamt 236,5 Millionen Euro – das entspricht sieben Prozent aller ambulanten Leistungsausgaben. 2009 waren es noch 36,5 Millionen Euro weniger.

Infolgedessen sehen Experten den Rückgang der Burnout-Diagnosen eher als Folge des genaueren Hinsehens durch Ärzte und Patienten. Man gehe „offener und differenzierter“ mit psychischen Erkrankungen um, sagt DAK- Ärztin Elisabeth Thomas. Dies führe dazu, dass „häufiger eine Depression erkannt wird, die eigentlich hinter dem Burnout steckt“.

Präzisere Diagnosen

Die Bundesvorsitzende der Psychotherapeutenvereinigung, Barbara Lubisch, nennt es plausibel, dass inzwischen „präziser diagnostiziert“ werde. Das sei eine „auf jeden Fall positive Entwicklung“, sagte sie dem Tagesspiegel – auch wenn es nicht bedeute, dass psychische Erkrankungen generell im Rückgang begriffen wären.

Tatsächlich wird die pauschale Burnout-Diagnose unter Fachleuten seit langem in Frage gestellt. Der Psychiater und Bestsellerautor Manfred Lütz etwa nennt das angebliche Syndrom einen „reinen Modebegriff“. Und die Stiftung Deutsche Depressionshilfe warnt, dass die undifferenzierte Vermengung von Stresserscheinungen auch zur Verharmlosung schwerer behandlungsbedürftiger Krankheiten führen könne.

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