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Russland: Eigene Familie als Geisel genommen

Ein Deutscher steht in Russland wegen Geiselnahme seiner eigenen Familie vor Gericht. Seine Ehefrau und die Kinder waren vor dem gewalttätigen Mann nach Südrussland geflüchtet.

In der südrussischen Stadt Rostow am Don steht seit Donnerstag ein Deutscher vor Gericht. Der 43-jährige Angeklagte aus Düsseldorf hat im Mai dieses Jahres seine ehemalige Frau Olga und ihre drei Kinder als Geisel genommen. Ein Sonderkommando der russischen Polizei überwältigte ihn.

Am ersten Verhandlungstag wurde die Anklage verlesen. Die Geschichte fing 2000 an, als Olga, die Mutter von zwei Kindern, den deutschen Kaufmann aus Düsseldorf kennen lernte. Mit Kindern zog sie nach Deutschland um, heiratete, gebar ihr drittes Kind. Laut Olgas Mutter Swetlana war ihre Tochter in dieser Ehe unglücklich: der Mann schlug seine Frau und die Kinder, er gab ihnen zu wenig zu Essen. Olga wurde krank und beschloss 2003 nach Russland zurückzukehren, wo sie ihr neues Leben mit einem neuen Mann und Kindern begann. Im November 2006 aber kam auch ihr deutscher Ex-Mann nach Rostow. Er hatte ein russisches Erwerbsvisum und wohnte bei einer Rostowerin, die er im Internet kennen gelernt hatte.

Er beschattete die Familie seiner Frau mehr ein halbes Jahr lang. Am 16. Mai lauerte er den Kindern im Treppenhaus auf und drängte sie in die Wohnung. Dabei verletzte er den 17-jährigen Stiefsohn an der Schulter. Er hielt die Frau und die Kinder als Geiseln. Nach fünf Stunden stürmte ein Sonderkommando die Wohnung. Falls das Gericht ihn für schuldig erklärt, droht ihm nach russischen Gesetzen bis zu 15 Jahren Gefängnis. Für den Fall sind mehrere Verhandlungstage angesetzt.

Irina Skrynnik

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