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Vor dem Altar. Mitglieder von Pussy Riot am 21. Februar dieses Jahres. Foto: dpa

© picture alliance / dpa

Russland: Ikea-Katalog ohne Pussy Riot

Die russische Homepage des Ikea-Konzerns hat ein provozierendes Foto von der Seite gelöscht.

Berlin - So hätte das nächste Cover des russischen Ikea-Katalogs aussehen können: Vier Jugendliche sitzen mit bunten Strumpfmasken im Stil der Punkrock- Band Pussy Riot lässig auf den Möbeln von Ikea, in einer Filiale in Russland. Gekleidet in Jeans und Sweatshirts mit den grellen Kopfbedeckungen schauen sie ernst in die Kamera. Dieses Foto stand bis vor wenigen Tagen auf der russischen Homepage des schwedischen Möbelkonzerns. Inzwischen ist das Foto gelöscht.

Bei einer Werbeaktion konnten sich Ikea-Kunden in einem Einrichtungshaus in Russland fotografieren lassen und so ihr eigenes Cover gestalten. Diese personalisierten Katalogcoverfotos wurden auf der russischen Webseite veröffentlicht und von den Nutzern per Mausklick bewertet. Bekommt ein Foto die meisten Likes, hat es gewonnen. Solche Aktionen gab es auch in Deutschland. „Bei den Kunden kommen sie immer gut an und machen Spaß“, sagt Kai Hartmann von Ikea Deutschland.

Mit 1431 Klicks war das Foto der vier Pussy-Riot-Sympathisanten der eindeutige Sieger des Wettbewerbs – bis es von Ikea gelöscht wurde. „Wir sind ein demokratisches und unpolitisches Unternehmen. Wir lassen nicht zu, dass unser Werbeprojekt für politische Ziele ausgenutzt wird“, betont Hartmann.

Die farbigen Strumpfmasken mit Löchern für Augen und Mund sind zum Markenzeichen der russischen Pussy Riot- Frauen und Symbol des Protests geworden. Drei Frauen der Polit-Punkband wurden im August zu zwei Jahren Lagerhaft verurteilt. Sie hatten in einer russisch-orthodoxen Kirche ein Punkgebet gegen Wladimir Putin vorgetragen. Damals kandidierte Putin für das Präsidentenamt.

Auf der russischen Ikea-Homepage war am Mittwoch anstelle des Fotos eine Erklärung des Unternehmens zu lesen: „Ikea ist ein kommerzielles Unternehmen und arbeitet unabhängig von Politik und Religion“. Auf den anderen Fotos, die ebenfalls im Wettbewerb angeklickt werden konnten, sind vor allem Familien mit Kindern abgelichtet.

Am Mittwoch teilte der Vorsitzende des Parlamentsausschusses für religiöse Organisationen, Jaroslaw Nilow, in Moskau unterdessen mit, dass die Schändung von Kirchenräumen in Russland künftig mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden könne. Ein entsprechender parteiübergreifender Gesetzentwurf sei ins Parlament eingebracht worden. Bislang steht auf Blasphemie ein Bußgeld von höchstens 25 Euro. Tanja Spanovic

Tanja Spanovic

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