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Update

Russland: Meteorit über Russland: Mehr als tausend Verletzte

Ein tonnenschwerer Feuerball rast auf die Erde zu. Am russischen Uralgebirge richtet er massive Schäden an und sorgt für Angst und Schrecken. Durch die Druckwelle werden rund 1000 Menschen verletzt.

Die Behörden korrigieren die Zahl der Verletzten bei dem Meteoriteneinschlag im Gebiet Tscheljabinsk in Russland weiter nach oben.

Nach aktuellen Angaben wurden rund 1000 Menschen verletzt, davon mindestens 200 Kinder. Die meisten Verletzten seien von Scherben zersplitterter Scheiben getroffen worden, teilte das Innenministerium am Freitag der Agentur Interfax zufolge mit. Der Himmelskörper war gegen 9.23 Uhr Ortszeit (etwa 4.23 Uhr MEZ) in der etwa 1500 Kilometer östlich von Moskau gelegenen Region eingeschlagen. Zunächst war von deutlich weniger Verletzten die Rede gewesen.

"Ich unterrichtete gerade Sport in unserem Kindergarten, da sah ich durch das Fenster am Himmel einen weißen Streifen, dann gab es einen hellen Blitz", erzählt die Erzieherin Ljudmila Belkowa, "ich rief den Kindern zu: Legt euch auf den Boden! Macht die Augen zu! Dann folgten fünf oder sechs Explosionen." Die Druckwelle zerstört alle Fensterscheiben.

Auf Amateurvideos im Internet war ein Meteorit zu sehen, der zunächst in niedriger Höhe flog und dann in einem weißen Feuerball verglühte. Der Einschlag ereignete sich um 9.23 Ortszeit, im Ural waren viele gerade auf dem Weg zur Arbeit. Auf den Videos ist zu sehen, wie der Meteorit die Dämmerung kurzeitig in gleißendes Licht verwandelt. Beobachter äußerten Verwunderung darüber, dass in so kurzer Zeit so viele Videos von dem Meteoriten im Netz auftauchten. Die Erklärung dafür ist offenbar, dass in Russland viele Menschen eine so genannte Dash Cam in ihrem Auto installiert haben, welche die ganze Zeit filmt, um bei Verkehrsunfällen die Unschuld des Fahrers beweisen zu können.

Viele Videos zeigen eindrucksvoll den Flug des Meteoriten, den Lichtschein der Explosion oder die Zerstörung durch die Druckwelle an Fenstern. Die Druckwelle war von großer Hitze begleitet. Augenzeugen berichteten von einem metallischen Geschmack im Mund. Manche hatten Angst vor Radioaktivität. "Bei meiner Schwiegermutter landete ein Brocken auf dem Balkon. Sie macht sich große Sorgen, ob das strahlt", erzählt eine Augenzeugin. Nach Angaben des Katastrophenministeriums wurde aber keine erhöhte Radioaktivität festgestellt. Teile des Meteoriten seien in kaum bewohnte Gegenden in der Region von Tscheljabinsk gestürzt, der eigentliche Meteorit sei in den See Tschebarkul etwa 80 Kilometer westlich von Tscheljabinsk gefallen. In mindestens sechs Städten richteten Druckwelle und vom Himmel fallende Meteoritenstücke Schäden an, 3000 Häuser wurden beschädigt. Die meisten Verletzten seien durch umher fliegendes Glas getroffen worden, und würden wegen Schnitten und Prellungen behandelt, teilte das Innenministerium mit. Die Menschen wurden aufgerufen, nicht in Panik zu verfallen. Das Verteidigungsministerium entsandte Soldaten zu den "Einschlagsstellen" der Gesteinsfragmente.

Schulen in der Region blieben am Freitag geschlossen, weil in zahlreichen Gebäuden die Fensterscheiben zerbrochen waren und die Temperaturen in Zentralrussland bei minus 18 Grad liegen. Rund 20.000 Retter des Katastrophenministeriums und 10.000 Polizisten sind in Tscheljabinsk im Einsatz. Sie sollen möglichst viele Fragmente des kosmischen Brockens sicherstellen. Wissenschaftler erwarten sich davon wertvolle Hinweise.

Zusammenschnitt des Nachrichtensenders "Russia Today"

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Der russische Astronom Sergej Smirnow meinte, dass der Meteorit vor dem teilweisen Verglühen vermutlich mehrere Tonnen schwer gewesen sei. Einzelne Splitter hätten demnach jeweils bis zu einem Kilogramm wiegen können. "Der Meteorit ist in den unteren Schichten der Atmosphäre fast vollständig verglüht. Allerdings war die Druckwelle massiv", sagte Jelena Smirnych vom Zivilschutzministerium in Tscheljabinsk.

Der Meteoritenregen von Tscheljabinsk traf die Erde ohne Vorwarnung. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen sind Tag für Tag mehrere Tonnen von Meteoriten-Teilchen in Richtung unseres Planeten unterwegs. Nur ein Zehntel davon trifft allerdings die Erdoberfläche.

Laut Rainer Kresken von der europäischen Weltraumagentur (Esa) sind Meteoriteneinschläge wie dieser sehr schwer vorauszusagen: "So ein Objekt, wie da in Russland runtergekommen ist - das maximal vielleicht einen Meter groß war, würde ich schätzen, oder zwei - ist mit den heutigen Mitteln der Technik praktisch nicht zu entdecken vorher", sagte der Raumfahrtingenieur der Europäischen Weltraumorganisation (Esa) am Freitag dem Fernsehsender n-tv.

Der Meteorit hat nach Angaben der Esa nichts mit dem Asteroiden "2012 DA14" zu tun, der an diesem Freitagabend knapp an der Erde vorbeirasen wird. "Das ist etwas völlig anderes. Flugbahn und Ort des Einschlages sprechen dagegen.", sagte ein Sprecher der Esa am Freitagmorgen auf Anfrage. (Mit afp/dpa/reuters)

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