zum Hauptinhalt

S-Bahn-Lokführer: "Für mich war Brunner der Angreifer"

Im Prozess gegen die beiden mutmaßlichen Mörder von Dominik Brunner hat ein Zeuge Vorwürfe gegen das Opfer erhoben.

Der Fahrer der S-Bahn, in der die Auseinandersetzung zwischen dem 50-jährigen Geschäftsmann und seinen Peinigern Markus Sch. und Sebastian L. begonnen hatte, sagte am Dienstag vor dem Münchner Landgericht: „Für mich war Brunner der Angreifer.“ Brunner war im September 2009 nach der brutalen Prügelattacke der zum Tatzeitpunkt 17- und 18-jährigen Angeklagten gestorben.

Der Zugführer sagte, die beiden Jugendlichen seien am S-Bahnhof Solln „völlig normal“ aus der Bahn ausgestiegen. Brunner habe sich dann zügig zwei Schritte auf die beiden zubewegt und „einem mit der Faust ins Gesicht geschlagen“. Er sei über das Verhalten Brunners „äußerst überrascht“ gewesen, sagte der Zeuge. Brunner habe nach dem Schlag angekündigt, man werde den Zwischenfall mit der Polizei klären. „Aus meiner Sicht hätten er und die Jugendlichen einfach gehen können“, sagte der S-Bahn-Zugführer.

Zuvor hatten andere Zeugen auch am fünften Prozesstag die Angeklagten schwer belastet. Vor allem Markus S. soll demnach brutal zugeschlagen und auf das Opfer Dominik Brunner eingetreten haben. Ein kaufmännischer Angestellter, der am benachbarten Gleis mit seiner Frau auf die S-Bahn wartete, berichtete, das Gesicht von Markus S. nach der Tat sei „hasserfüllt“ gewesen. „Ich sah, dass er außer sich war.“ Markus S. habe den Unterarm gehoben und sei „in Siegerpose gegangen. Es sah so aus wie: Jetzt hab ich dir’s gezeigt!“ Markus S. und Sebastian L. seien nach dem Geschehen „relativ langsam und lässig davongegangen“. „Ich hatte schon den Eindruck, dass Markus S. alkoholisiert war“, sagte er. Wobei er gesehen habe, dass der zweite Angeklagte Sebastian L., der kleinere der beiden Täter, Markus S. „wegzog“.

Unter den Zeugen waren auch eine 16-Jährige und ihr 13-jähriger Bruder. Noch vor einem knappen Jahr hatte die 16-Jährige gegenüber der Polizei gesagt, beide Angeklagten hätten den auf dem Boden liegenden Brunner „ganz fest, ganz heftig gegen den Kopf und den Oberkörper getreten“. Jetzt räumte sie auf Nachfrage vor Gericht ein, Markus S. habe stärker zugeschlagen. Auch anfeuernde Rufe und eine Morddrohung hat die Jugendliche gehört: „Kack, Fuck, ich bring dich um, ich bring dich um, Motherfucker.“

Markus S. und Sebastian L. nahmen die Anschuldigungen meist wachsam, aber ohne besonderes Mienenspiel zur Kenntnis. Am Wochenende war bekannt geworden, dass Brunner an Herzversagen, nicht an der direkten Einwirkung der Schläge und Tritte gestorben ist. Darum beantragte die Verteidigung, den Facharzt zu hören, der ein Teilgutachten zu Brunners Tod verfasst hat, sowie einen Arzt zur Klärung medizinischer Fragen hinzuzuziehen. Außerdem wünschen die Verteidiger eine Ortsbegehung, um zu klären, ob die beiden Angeklagten Brunner nach dem Ausstieg aus der S-Bahn überhaupt hätten ausweichen können. mit ddp

Monika Goetsch[München]

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false