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Al_Yami

© dpa

Saudi-Arabien: Journalistin wird nicht ausgepeitscht

König Abdullah von Saudi-Arabien hat eine Journalistin begnadigt, die wegen ihrer Mitarbeit bei einer anzüglichen TV-Show zu 60 Peitschenhieben verurteilt worden war.

Riad -  Die 22-jährige Rosanna Al-Yami bedankte sich am Montag in einer öffentlichen Erklärung überschwänglich beim König, den sie als „gütigen Vater“ bezeichnete. Wenige Stunden vor der Begnadigung durch den greisen Monarchen hatte der Staatsanwalt noch eine härtere Bestrafung der Journalistin gefordert und Berufung angekündigt. Er hielt die Strafe von 60 Peitschenhieben für zu milde, berichtete die Zeitung „Arab News“ am Montag unter Berufung auf einen mit dem Fall vertrauten Anwalt.

Al-Yami war angeklagt worden, nachdem sie an einer Fernsehproduktion für den arabischen Fernsehsender LBC mitgewirkt hatte, in der ein Mann aus der saudischen Hafenstadt Dschidda über sein ausschweifendes Sexleben sprach. Über Dokumentationen des Auftritts auf der Internetseite YouTube wurden ultrakonservative Kreise auf den Mann aufmerksam. Der 32-Jährige, ein geschiedener Vater von vier Kindern, wurde inzwischen zu fünf Jahren Haft und 1000 Peitschenhieben verurteilt. Außerehelicher Sex und Anstiftung zur „Unmoral“ sind in dem islamischen Königreich, wo Frauen auf der Straße lange Gewänder und Kopftücher tragen müssen, verboten.

Die saudische Journalistin war jedoch formal nicht wegen des Inhalts der Sendung verurteilt worden, sondern weil sie mit einem Sender kooperiert hatte, „der in Saudi-Arabien über keine richtige Akkreditierung verfügt“. Schon vor der Urteilsverkündung hatte Rosanna Al-Yami nach eigenen Angaben Morddrohungen erhalten. „Unbekannte haben mich auf meinem Mobiltelefon angerufen und gedroht, mich zu töten“, sagte sie der saudischen Nachrichten-Website „Al-Anawien“. Sie betonte jedoch, sie habe alle Hilfsangebote von Journalistenorganisationen und Menschenrechtsgruppen ausgeschlagen, um „dem Ansehen von Saudi-Arabien nicht zu schaden“.

Im Dezember 2007 hatte König Abdullah bereits ein Urteil gegen eine saudische Frau aufgehoben, das international harsche Kritik hervorgerufen hatte. Damals begnadigte er eine 19-Jährige, die zu 200 Peitschenhieben verurteilt wurde, nachdem sie von sieben Männern vergewaltigt worden war. Ihr Vergehen war aus Sicht des Richters gewesen, dass sie sich zum Zeitpunkt des Überfalls durch die Vergewaltiger zusammen mit einem Mann in einem Auto aufgehalten hatte, der mit ihr weder verheiratet noch verwandt war. Dies ist in Saudi-Arabien verboten. dpa

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