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Saudi-Arabien: Viele Tote bei Massenpanik

Bei der islamischen Wallfahrt nach Mekka in Saudi-Arabien sind etwa 350 Pilger zu Tode getrampelt worden. Sie waren auf dem Weg zu einer symbolischen "Steinigung des Teufels".

Riad/Kairo - Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Riad sprach von 345 Toten. Knapp 300 weitere Menschen wurden verletzt, als im Gedränge auf der Dschamarat-Brücke in Mena Panik unter den Pilgern ausbrach. Ärzte in der nahe gelegenen Pilgerstadt Mekka sagten, die meisten der Opfer seien erstickt. «Es entstand plötzlich ein riesiger Druck von allen Seiten, unter mir waren Menschen, überall Menschen», sagte ein Araber, der das Unglück mit leichten Verletzungen überlebte, dem Fernsehsender Al-Arabija.

Die Behörden erklärten zur Ursache des Unglücks, mehrere Menschen seien in Mena auf ihrem Weg zu der symbolischen «Steinigung des Teufels» über Gepäckstücke gestürzt. Einige Pilger hätten trotz eines Verbots in dem Gedränge auf der Brücke große Taschen mitgeschleppt. Arabische Reporter vor Ort gaben allerdings zu bedenken, dass viele Pilger aus Südostasien oder Afrika die Anweisungen der Sicherheitsleute in arabischer Sprache nicht verstehen könnten. Das saudiarabische Innenministerium hatte diesmal 60.000 Mann abgestellt, um während der Wallfahrt für Sicherheit zu sorgen.

Unter den Toten sind nach Informationen des Nachrichtensenders Al-Arabija unter anderem Ägypter, Jemeniten, Pakistaner und Inder sowie saudiarabische Sicherheitsbeamte. Insgesamt waren in diesem Jahr mehr als 2,5 Millionen Menschen aus 188 Nationen zur Wallfahrt nach Mekka gekommen.

Jeder Pilger muss nach den Regeln der islamischen Wallfahrt («Hadsch») an drei Tagen hintereinander in der Zeit zwischen dem Mittagsgebet und dem Sonnenuntergang jeweils einmal pro Tag kleine Steine auf eine von drei Säulen werfen, die den Teufel symbolisieren. Bei diesem Ritual hat es schon mehrfach Todesopfer gegeben, weil Pilger im Gedränge Panik bekamen. Der Donnerstag war der dritte Tag, an dem dieses Ritual durchgeführt wurde.

Eine Woche zuvor waren beim Einsturz eines Hauses in Mekka 76 Pilger ums Leben gekommen. Wer beim «Hadsch» stirbt, kommt nach islamischer Vorstellung direkt ins Paradies. Die Wallfahrt nach Mekka ist einer der so genannten fünf Grundpfeiler des Islam, zu denen außerdem das Gebet, Almosen, das Glaubensbekenntnis und das Fasten im Monat Ramadan gehören. Während die Pilger in Mekka die Rituale des «Hadsch» absolvieren, feiern mehr als eine Milliarde Muslime in aller Welt das Opferfest («Eid al-Adha»), bei dem im Andenken an Abraham Schafe oder andere Tiere geschlachtet werden. (tso/dpa)

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