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Schiffsunglück: Betriebsausflug als Horrortrip

Tragödie am Persischen Golf: Vor der Küste von Bahrain kamen am Donnerstagabend mindestens 57 Menschen ums Leben, als ein Ausflugsschiff mit 137 Passagieren an Bord kenterte. Unter den Opfern soll auch ein Deutscher sein.

Manama/Kairo - Ein Sprecher des Ministeriums sagte am Freitag vor der Presse in der Hauptstadt Manama, 13 Passagiere würden noch vermisst. Die meisten Opfer stammen aus Europa, Asien und Südafrika. Nur drei Einheimische waren an Bord. 67 Passagiere konnten nach Angaben des Innenministeriums vom Freitag gerettet werden. Die meisten der Überlebenden blieben unverletzt.

Unter den Opfern sollen nach offiziell noch unbestätigten Angaben von Krankenhausärzten eine Deutsche, ein Ire sowie 17 Inder, vier Südafrikaner und 14 britische Staatsbürger sein. Noch konnten nicht alle Opfer identifiziert werden.

Der Besitzer des Schiffes, Issa al-Kubaisi, sagte der Lokalzeitung «Gulf Daily News» (Freitagausgabe), das Schiff sei möglicherweise gekentert, weil zu viele Passagiere und zu viel Proviant an Bord gewesen seien. Das Schiff habe eine Kapazität von 100 Passagieren. Als die Passagiere an Bord gingen, habe der indische Kapitän die Organisatoren gewarnt, dass das Schiff zu voll sei. Diese hätten seine Warnung jedoch nicht beachtet. Das zweistöckige Schiff, das vom Schiffstyp her den alten arabischen Handelsschiffen (Dhau) ähnelt, hatte den Hafen von Manama um 20.15 Uhr verlassen.

Die Baufirma Nass, Murray & Roberts hatte das zum Touristenschiff ausgebaute traditionelle bahrainische Schiff (Banusch) gemietet, um mit Mitarbeitern die Fertigstellung der Betonkonstruktion für das Bahrain World Trade Center zu feiern. Das 240 Meter hohe Hochhaus soll das Herzstück des neuen Finanzzentrums von Bahrain werden. Einige der Eingeladenen hatten ihre Ehepartner mitgebracht. Das Century International Restaurant kümmerte sich um die Bewirtung der Gäste.

Überlebt haben nach ersten Informationen fast nur Passagiere, die sich zum Zeitpunkt des Kenterns auf dem Oberdeck befanden. Die anderen, die ihr Abendessen unten einnahmen, hatten kaum keine Chance, sich zu retten. «Alle bis auf zwei Leichen wurde aus dem Inneren der Dhau geborgen», erklärt der Chef der Küstenwache, Oberstleutnant Jussif al-Ghatim. «Alles sah ganz normal aus, es vergingen nur wenige Sekunden, bis das Schiff kippte und sank», sagt ein Augenzeuge. Überlebende berichten, alles sei so schnell gegangen, dass niemand mehr Zeit gehabt habe, eine Rettungsweste anzuziehen.

Das Schiff war gegen Ende ihrer Rundfahrt auf dem Weg zurück von Muharrak nach Manama gewesen, als es unweit der Küste in der Nähe der Scheich-Chalifa-bin-Salman-Brücke sank. An der Rettungsaktion beteiligte sich auch die 5. Flotte der US-Marine, die ihr aus Angst vor Terroranschlägen streng abgeriegeltes Hauptquartier an der Küste Bahrains hat. (tso/dpa)

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