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Panorama: Schlecht getarnt

Mutmaßliche Drogenbosse verrieten sich durch ihre auffälligen Labors am Berliner Stadtrand und im niederrheinischen Kevelaer selbst

Frankfurt (Oder). Das von diversen Filmen und Büchern geprägte Bild der Drogenbosse erhielt gestern vor dem Landgericht Frankfurt (Oder) erhebliche Risse. Denn falls die vier angeklagten Männer tatsächlich in den beiden bislang größten ausgehobenen illegalen Labors zur Herstellung von Ecstasy-Pillen die Fäden gezogen hatten, legten sie dabei doch wenig Cleverness an den Tag. Denn sowohl in Hoppegarten am östlichen Berliner Stadtrand als auch im niederrheinischen Kevelaer fehlte es bei der Produktion und der Verpackung der Rauschmittel an der üblichen Tarnung. Die mit chemischen und technischen Geräten vollgepackte Baracke am Maxsee im Kreis Märkisch-Oderland lag beispielsweise so einsam, dass allein schon der häufige Besucherverkehr auffallen musste.

Im Gewerbegebiet Kevelaer nutzte die mutmaßliche Bande einen früheren Bundeswehr-Bunker, der sich leicht durch nachträglich eingebaute Veränderungen von benachbarten Anlagen unterschied. Der Mieter verlangte eine Starkstromleitung, veränderte die Türen und verlegte den Stromzähler von innen nach außen", sagte der Geschäftsführer des Geländes, Peter Rosen, gestern vor Gericht. „Selbst unserem Personal wurde der Zutritt verwehrt." Das sei ihm sofort „komisch" vorgekommen. Als das Bundeskriminalamt im Herbst vergangenen Jahres bei ihm vorstellig wurde und nach Auffälligkeiten fragte, habe er die Beamten sofort auf den merkwürdigen Bunker aufmerksam gemacht, meinte der Geschäftsführer. Nach wochenlanger Observation stürmte die Polizei den Bunker. Die dabei gefundenen Anlagen reichten dazu aus, innerhalb von vier Tagen rund 1,5 Millionen Ecstasy-Pillen herzustellen. Bereits im Frühjahr 2001 hatte die Polizei eine ähnliche Drogenküche in Hoppegarten entdeckt. Beide Anlagen sollen von den jetzt vor Gericht stehenden Männern aus Deutschland und den Niederlanden geführt worden sein. Drei der vier Angeklagten im Alter zwischen 35 und 60 Jahren schwiegen gestern vor Gericht. Nur der Anmieter des Bunkers wiederholte seine Beteuerung, nichts über die tatsächliche Nutzung des Gebäudes gewusst zu haben. Recht glaubwürdig klang das jedoch nicht. Dem Chef des Gewerbegebietes hatte er bei der Unterzeichnung des Mietvertrages eine ganz andere Geschichte aufgetischt. Er brauche den Bunker für ein Patent der BMW-Werke, da er einen Diebstahl der Unterlagen fürchtete. Die Polizei fand bei der Erstürmung jedoch keine Unterlagen, sondern eine Drogenküche. Claus-Dieter Steyer

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