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Schneechaos: Keine Entwarnung in Krisengebieten

Lawinengefahr und Dacheinstürze: Die Situation in den Alpenregionen ist weiterhin angespannt, auch wenn der Schneefall am Samstag endlich nachgelassen hat.

Passau/Graz/Davos - In den bayerischen Krisengebieten waren rund 6000 Helfer im Einsatz, um einsturzgefährdete Dächer von der Schneelast zu befreien oder zugeschneite Straßen zu räumen. Ein Mann stürzte beim Schneeräumen durch eine Glaskuppel vier Meter tief und verletzte sich schwer. Im Raum Deggendorf waren mehrere Dörfer weiterhin von der Außenwelt abgeschnitten, und in Regenhütte (Landkreis Regen) stürzte ein Autokran in eine Lagerhalle, verletzt wurde niemand. Auch in Österreich wurden wieder hunderte Hausdächer geräumt. In der Schweiz bestand erhöhte Lawinengefahr.

«Es gibt eine leichte Entspannung, die Kräfte werden mit Sicherheit noch übers Wochenende gebunden sein», sagte ein Sprecher des bayerischen Krisenstabes in Passau. In sechs Landkreisen herrscht bis auf weiteres Katastrophenalarm. Bayerns Wirtschaftsminister Erwin Huber (CSU) machte sich in Passau ein Bild von der Lage und bedankte sich bei allen Helfern: «Besser kann Katastrophenschutz nicht funktionieren.» Er rechnete mit Schäden in Millionenhöhe. Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU), der mit Innenminister Günther Beckstein (CSU) am Samstagnachmittag die Regionen um Deggendorf und Regen besuchte, kündigte Finanzhilfen für die betroffenen Landkreise an. Über die Höhe soll am Dienstag entschieden werden.

Unterdessen traf in Bayern Hilfe aus anderen Bundesländern ein. Hessen schickte fünf Schneefräsen nach Freyung, in Deggendorf wurden Schneefräsen aus Thüringen erwartet. Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport sandte sechs Fahrzeuge und acht Mitarbeiter in das Katastrophengebiet, wie ein Flughafen-Sprecher am Samstag mitteilte. Auch aus Österreich und der Schweiz waren Schneefräsen nach Deutschland unterwegs. «Es ist sehr beeindruckend, wie die Leute hier zusammenstehen - auch über Ländergrenzen hinweg», sagte ein Sprecher des bayerischen Krisenstabes.

Während die Bürger in Bayern ihre Dächer freischaufelten, konnten die Sachsen relativ entspannt bleiben. «Das ist normaler Winter», sagte ein Sprecher des Lagezentrums in Dresden. «Unser Vorteil ist, dass wir hier in Sachsen so viele Spitzdächer haben. Da kommt der Schnee von allein herunter.» Einige Straßen, vor allem im Vogtlandkreis und im Landkreis Annaberg, mussten jedoch auch hier wegen Schneeverwehungen gesperrt werden.

In Österreich wurde am Samstag weiter an der Schneefront gekämpft. Hunderte Hausdächer waren hier durch rund zwei Meter hohe Schneemassen vom Einsturz bedroht. Im Bundesland Niederösterreich schaufelten 1500 Feuerwehrleute und 300 Soldaten Schnee von Häusern und Straßen. Im Bezirk Lilienfeld brach das Dach einer Lagerhalle ein, verletzt wurde niemand. In Oberösterreich waren rund 10.000 Helfer im Einsatz. 200 Feuerwehrmänner räumten in der Region um den Wallfahrtsort Mariazell in der Steiermark die Schneelast von öffentlichen Gebäuden.

In den Schweizer Alpen wurde vor Lawinen gewarnt. In weiten Teilen des Landes waren bis zu 80 Zentimeter Neuschnee gefallen. Wegen des vom Winde verfrachteten Triebschnees herrsche am Alpennordhang erhebliche Lawinengefahr, hieß es beim Institut für Schnee- und Lawinenforschung in Davos. Gefährlich seien vor allem Steilhänge oberhalb von 1600 Metern. Lawinen könnten spontan niedergehen und bereits von einzelnen Skifahrern ausgelöst werden.

Hessen kann sich derzeit über die angenehmen Seiten des Winters freuen. Die Skigebiete bieten beste Bedingungen für schnelle Abfahrten oder gemütlichen Langlauf. «Wir haben super Verhältnisse zum Skifahren und zum Rodeln», sagte Skiliftbetreiber Rolf Fey aus Beerfelden im Odenwald. Auch die Rhön kann sich nicht über einen Mangel an Schnee beklagen. Günter Bachmann vom Info-Zentrum Wasserkuppe lobte die guten Wintersportbedingungen. An diesem Wochenende kämpfen auf dem 950 Meter hohen Berg Snowkiter um den deutschen Meistertitel.

In den kommenden Tagen wird es zunehmend trocken und überwiegend sonnig bleiben, kündete der Wetterdienst Meteomedia an. (tso/dpa)

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