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Panorama: Schnell wie der Wind

Auf Rekordjagd: Die Engländerin Ellen MacArthur umrundet die Welt alleine in 71 Tagen – und stellt eine neue Bestzeit auf

„You can do it“, dieses Motto einer britischen Baumarktkette rast seit 71 Tagen als Schriftzug auf drei schnittigen Bootsrümpfen über die Weltmeere, in einem Rennen gegen die Uhr. „Du kannst es schaffen!“ Das hat sich die Seglerin Ellen MacArthur schon oft gesagt – und die Fachwelt in Erstaunen versetzt. Nun steht die 1,60 Meter große, 28-jährige Engländerin erneut vor einem Triumph. In der Nacht zu Dienstag wird „la petite entgleise“, wie sie in Frankreich genannt wird, mit ihrem 23 Meter langen Trimaran „B&Q Castorama“ einen neuen Record aufgestellt haben: Kein Mensch allein auf einem Segelboot hat die Welt schneller umrundet als sie.

Erst im vergangenen Frühjahr war Francis Joyon mit beinahe 73 Tagen ein Fabelrekord gelungen, von dem allgemein angenommen wurde, dass er lange Bestand haben würde. Denn der bullige Mann war überhaupt der erste Extremsegler, der eine Solo-Umrundung des Globus auf einem der für ihre riskanten Segeleigenschaften berüchtigten Mehrrumpfgefährte vollendet hatte. Sein beinahe 30 Meter langes Ungetüm pflügte ohne Probleme durch die Ozeane. Am Ziel – einer imaginären Linie, die sich von Quessant nach Cornwall über den Kanal zieht – wirkte Joyon beinahe erholt, er hatte nicht einmal Gewicht verloren.

Es ist ein Duell zwischen David und Goliath. Denn Ellen MacArthur, die vor vier Jahren zweite beim Vendée Globe wurde und von sich sagt, dass sie am glücklichsten allein auf See ist, hat gar nicht die körperlichen Voraussetzungen zur Steuerung eines so riesigen Racers. So wurde ihr die „B&Q Castorama“ förmlich auf den Leib geschneidert. Das Cockpit, das einer Astronautenkanzel gleicht, sowie alle Bedienungselemente sind ihren Körpermaßen angeglichen. Auf ihrem Törn war sie über Satellit ständig mit ihrem Beraterstab verbunden. Der wies ihr den günstigsten Weg durch die Wetterzonen und kontrollierte ihre biometrischen Daten. Nach der Hälfte der Jagd hatte sie einen komfortablen Vorsprung von fünf Tagen herausgefahren.

Aber dann, am 54. Tag, sprang MacArthur der obere Teil des Großsegels aus der Führung, so dass ihr Vorsprung auf eine Stunde zusammenschmolz. Sie musste mehrmals den schwankenden 30-Meter- Mast hinaufklettern, um den Schaden zu beheben. „Ich fühle mich, als wäre ich zusammengeschlagen worden und bewege mich wie ein arthritischer Roboter“, sagte eine erschöpfte, von Prellungen übersäte Powerfrau. Dann kämpfte sie sich in der Biskaya durch einen heftigen Wintersturm, der ihr empfindliches Gerät umzuschmeißen drohte. Am Ende beträgt ihre Führung einen Tag und sechs Stunden.

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