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Panorama: Schöne in der Hölle

Meryl Streep glänzt als Furie in der Komödie „Der Teufel trägt Prada“ – und bald auch als US-Präsidentin

Miranda Priestly ist, wie ihr Name schon andeutet, eine Hohepriesterin der Mode. Ein Zucken der Mundwinkel, eine hochgezogene Augenbraue entscheiden über Wohl und Wehe ganzer Kollektionen – nicht nur New York, auch Paris und Mailand erzittern vor der Macht der Chefredakteurin des einflussreichen „Runaway“-Magazins. In diesem Part, der Hauptrolle in David Frankels Bestsellerverfilmung „Der Teufel trägt Prada“ feiert Meryl Streep gerade ihren neuesten Triumph, und spielt in diesem Sommer sogar vermeintliche Blockbuster wie den letzten „Superman“ mit links an die Wand – mögen Hollywoods Studios auch in der Krise sein, und offenkundig den Sinn für ihr Publikum verloren haben, für Streep, die auch mit dem neuen Robert-Altman-Film „A Prairie Home Companion“ überraschend erfolgreich war, läuft es gerade wieder prächtig.

Ein wichtiger, aber nicht der einzige Grund für diesen Erfolg ist der Film selbst. „Der Teufel trägt Prada“ hat alles, was ein Blockbuster heute braucht: Stars, eine erfolgreiche Buchvorlage, viel Celebrity und Klatsch, den voyeuristischen Einblick in das sonst sorgfältig verborgene Innenleben einer unbekannten Welt, und einen tollen Look – so dass das Ausmaß des Publikumszuspruchs eigentlich gar nicht so überraschen sollte.

Die Vorlage ist Laureen Weisbergers gleichnamiges, 2003 erschienenes Buch, ein pikanter Schlüsselroman über die New Yorker Modeszene. Jeder weiß, dass die ebenso zynische wie grobe wie eitle Miranda ein reales Vorbild hat: Anna Wintour, auch als „Nuclear Wintour“ bekannt, die 56-jährige legendenumwobene Chefin der amerikanischen „Vogue“ und eine der mächtigsten Figuren der Modebranche. Weisberger war ein Jahr lang Wintours rechte Hand, weiß also vermutlich genau, wovon sie erzählt, wenn sie den Alltag bei „Runaway“ als „eine Militäroperation in High-Heels“ beschreibt und erzählt, wie die Ex-Chefin die Welt der Mode regiert, Mitarbeiter schickaniert, Ehemänner und Feinde massakriert.

Genau davon erzählt diese Lifestyle-Komödie und bietet – halb Fantasie, halb Satire – nebenbei ein hübsch überzeichnetes, aber gar nicht einmal unrealistisches und wunderbar anzuschauendes Portrait der Modewelt: Große Designer, wie Valentino, haben sogar persönliche Kurzauftritte, und fast alle haben ihre sündteuren Klamotten zur Verfügung gestellt.

Meryl Streep spielt ihre Miranda in einem tollen Auftritt als Mischung aus Drachen und Domina, worauf sich dann gleich die unvermeidlichen besorgten Repräsentanten der political correctness zu Wort meldeten, und laut fragten, ob das denn nicht ein bisschen frauenfeindlich sei, Priestly als eiskalten Engel darzustellen, wo es sich doch nur um den zu seltenen Fall einer erfolgreichen Karrierefrau handle. Bei einem Mann würde man sagen, er sei eben durchsetzungsfähig.

Eigentlich ist alles aber ganz anders: Denn Streep selbst ist eines der wenigen Beispiele für die erfolgreiche Karriere einer Frau über 40. Üblicherweise ist dann spätestens für Schauspielerinnen Schluss mit Top-Rollen – was machen zum Beispiel Michelle Pfeiffer, Meg Ryan, Andie McDowell? –, jüngere, knackigere oder einfach neuere Gesichter werden bevorzugt, während ein George Clooney auch mit über 40 hervorragend im Geschäft ist.

Streep dagegen, inzwischen 57, bekommt immer noch fünf Millionen Dollar Gage pro Film, und macht immer neue Facetten von sich sichtbar. Schon vor „Der Teufel trägt Prada“ war sie einmal eine sanft zur Satire überzeichnete Schurkin: in Jonathan Demmes Remake „The Manchurian Candidate“, wo sie ihrer Rolle der kühlen, ehrgeizigen US-Senatorin, die für die eigene Macht auch vor Mord nicht zurückschreckt, ein paar Züge von Hillary Clinton verlieh – sehr zum Vergnügen der US-Presse. „Ich liebe Komödien“, sagt sie, „nur bekomme ich zu wenig Rollen, in denen ich witzig sein darf.“ Bald soll sie sogar eine US-Präsidentin spielen: in dem für 2007 angekündigten Film „First Man“.

„Der Teufel trägt Prada“ startet am Donnerstag in den deutschen Kinos.

Rüdiger Suchsland

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