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Robina Babirye steht am 23.08.2015 in Kampala, Uganda, während eines Schönheitswettbewerbes von HIV infizierten Jugendlichen vor einem Plakat des Wettbewerbs. Der Schönheitswettbewerb für die Wahl zur "Miss Y+" und "Mister Y+" (Y+ steht für "youth positive") soll helfen, die Stigmatisierung der Betroffenen zu überwinden.

© dpa

Schönheitswettbewerb gegen Vorurteile: Uganda wählt "Miss und Mister HIV"

In Uganda leben geschätzt etwa 1,5 Millionen Menschen mit HIV. Viele der Infizierten kämpfen gegen Vorurteile. Dagegen wollen junge Ugander nun angehen: mit einem Schönheitswettbewerb.

Die 31 jungen Männer und Frauen präsentieren sich auf dem Laufsteg in einem sonnendurchfluteten Wellblechgebäude in Kampala. Sie lächeln und posieren vor dem ebenfalls vorwiegend jungen Publikum. Manche bewegen sich wie Profis, für andere ist der Laufsteg Neuland. Dies könnte irgendein Schönheitswettbewerb sein - doch die Bewerberinnen und Bewerber für Ugandas „Miss Y+“ und „Mister Y+“ haben eines gemeinsam: Sie sind alle HIV-positiv. Y+ steht für „youth positive“ (deutsch: „Jugend positiv“). Am 18. September sollen in einem Hotel in der Hauptstadt Kampala unter den 20 Finalisten der regionalen Vorausscheidungen die Sieger gekürt werden.

„Ich habe den Aids-Erreger seit meiner Geburt“, sagt Robina Babirye, eine der Teilnehmerinnen. „Es war nicht einfach, das zu überwinden.“ Die drei Frauen in der Jury dieser Vorausscheidung befragen die Kandidaten im Alter von 16 bis 25, was sie in ihrem Leben erreichen wollen. Und auch, wie sie verhindern wollen, dass sich andere Menschen mit dem Virus anstecken, das sie in sich tragen. Sadam Kyeyune, der „Mister Y+“ werden möchte, ist einfach nur froh, dass er bis jetzt überlebt hat. Er habe seine Eltern an Aids verloren, als er fünf war, erzählt er.

„Wir erleben jeden Tag Diskriminierung“, sagt die Teilnehmerin Irene Nabunya. „Einige zeigen es offen, andere verstecken es.“ Moses Bwire von der Aidshilfe-Organisation UNYPA, dem Veranstalter, sagt: „Bei dem Schönheitswettbewerb geht es nicht ums Aussehen, sondern um Persönlichkeiten, die gegen das Stigma ankämpfen können.“ Die Gewinner sollen Veränderungen in der Gesellschaft vorantreiben und im Kampf gegen Diskriminierung vorangehen, wünscht er sich. Ziel ist es, die Ausbreitung von HIV einzudämmen.

Seit 2014 gibt es den Wettbewerb, das Vorbild war eine ähnliche Kampagne in Botsuana, einem der Länder mit den höchsten HIV-Infektionsraten im südlichen Afrika. Auch in Uganda waren in den 1990er Jahren mehr als zehn Prozent der Bevölkerung infiziert. Dank einer Kampagne, die für die Verwendung von Kondomen beim Geschlechtsverkehr warb, sanken die Infektionszahlen. Ein von ausländischen Spenden finanziertes Programm, bei dem etwa 700.000 Patienten Medikamente erhalten, half, die Zahl der Aids-Toten zu senken. Dennoch leben nach Angaben der UN-Behörde UNAIDS etwa 7 Prozent der Bevölkerung im Alter von 15 bis 49 Jahren mit dem HI-Virus.

Im Jahr 2014 infizierten sich etwa 137.000 Menschen neu mit HIV, so das Gesundheitsministerium. Etwa die Hälfte davon waren jünger als 25. „Menschen in dieser Altersgruppe sind draufgängerisch und waghalsig und es ist sehr wahrscheinlich, dass sie leichtsinnig Sex haben“, sagt Musa Bungudu von UNAIDS. Beim Vorfinale in Kampala ist die Entscheidung gefallen: Die Gewinner sind Robina Babirye und Mark Tuhaise. Beide sind 22. Als sie ihren Namen hört, bricht Robina in Tränen aus. Sie hatte Wertungsrichter und Publikum besonders mit ihren offenen Worten zum Stigma HIV beeindruckt: „Die Leute haben mich verhöhnt.“ Sie hätten gesagt, sie könne wegen ihrer HIV-Infektion nichts erreichen. „Nun will ich für jene sprechen, die Aids haben.“ (dpa)

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