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Trügerische Idylle. Eine bis zu 20 Kilometer hohe Säule aus Asche und Wasserdampf steht über dem isländischen Vulkan Grimsvötn. Der internationale Flughafen Keflavik und weitere Flugplätze auf der Insel im Nordatlantik wurden bis auf weiteres geschlossen. Foto: AFP

© AFP

Panorama: Schon wieder Asche aus Island

Nach dem Ausbruch des Vulkans Grimsvötn stellt Reykjavik Starts und Landungen auf der Insel ein

Gut ein Jahr nach dem Aschechaos im europäischen Luftverkehr hat die isländische Flugsicherheitsbehörde am Sonntag den internationalen Flugplatz Keflavik nahe der Hauptstadt Reykjavik und weitere Flugplätze auf Island komplett gesperrt. Seit Samstagabend hat der Vulkan Grimsvötn im Südosten der Atlantikinsel eine bis zu 20 Kilometer hohe Säule aus dunkler Asche und Wasserdampf in die Höhe geschleudert und damit erst einmal Starts und Landungen in Island unmöglich gemacht. Die riesige Aschewolke sei eine Gefahr für den isländischen Flugverkehr, hieß es aus Reykjavik. Der Grimsvötn ist einer der aktivsten Vulkane auf der Nordatlantikinsel. Er liegt unter der bis zu 200 Meter dicken Eiskapppe des Gletschers Vatnajökull.

Erst vor einem Jahr legte die Asche aus dem isländischen Vulkan Eyjafjallajökull Europas Flugverkehr lahm. Am Sonntag hieß es, der europäische Luftverkehr werde diesmal voraussichtlich nicht beeinträchtigt werden. Allerdings wollten Vulkanexperten diese Möglichkeit nicht ganz ausschließen. Nach Angaben des isländischen Wetterdienstes zieht die Wolke nach Norden, weg vom Kontinent.

„Der Ausbruch ist sehr kräftig, und es handelt sich um sehr viel Asche“, sagte der Seismologe Reynir Bödvarsson. Wohin die Wolke ziehen werde, könne man erst in ein paar Tagen mit Genauigkeit sagen, so Bödvarsson. Die Aschepartikel der Wolke sollen nach einer Untersuchung des letzten Ausbruches tatsächlich gefährlich für die Triebwerke von Flugzeugen sein. „Im schlimmsten Fall hat die Wolke ein ähnliches Potenzial wie die vom Eyjafjallajökull – auf jeden Fall, wenn der Ausbruch in seiner gegenwärtigen Stärke anhält“, sagte Bödvarsson. Erst ab dem heutigen Montag könne man voraussichtlich absehen, ob die Stärke des Ausbruchs abnimmt oder nicht. „Vulkane sind unberechenbar“, sagte er.

Am Sonntag erwartete die europäische Flugbehörde Eurocontrol keine Beeinträchtigungen des Flugverkehrs außerhalb Islands für mindestens einen Tag. „Es kann ein großer Ausbruch werden, aber ein Verlauf wie im vergangenen Jahr ist unwahrscheinlich“, sagte der Geologe Hjorleifur Sveinbjornsson. „Fünf Meter weit kann man noch sehen“, beschrieb ein Isländer die Lage in der Region des Vulkans nach der Eruption. Die Straßen sind dort weiträumig abgesperrt.

Als der isländische Vulkan Eyjafjallajökull im letzten Jahr seine Asche in den europäischen Luftraum blies, stand der Flugverkehr europaweit still. Die größte europäische Luftraumsperre seit dem Zweiten Weltkrieg kostete laut Schätzungen zwischen 1,5 und 2,5 Milliarden Euro und löste im Nachhinein viel Kritik wegen vermeintlich unnötiger Vorsichtsmaßnahmen aus. Rund zehn Millionen Flugpassagiere strandeten zeitweilig. Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Universitäten Kopenhagen und Reykjavik widerspricht der These, die Sperrung des Luftraums sei eine Überreaktion gewesen. Die Asche aus Island hätte tatsächlich zu dramatischen Flugkatastrophen führen können, heißt es in der Studie. Der Flugstopp sei demnach die einzige richtige Reaktion gewesen, so die dänisch-isländischen Forscher. Laut der im US-Fachmagazin PNAS („Proceedings of the National Academy of Sciences“) der US-Akademie der Wissenschaften veröffentlichten Studie waren vor allem die Aschepartikel der ersten Phase des Vulkanausbruchs so klein und scharfkantig, dass sie durch ein mögliches Schmelzen in den Triebwerken und Abscheuerungseffekte auf Flugzeugaußenwänden und Cockpitfenstern tatsächlich eine ernste Bedrohung darstellten. Die Partikel seien so extrem klein gewesen, dass sie in den Triebwerken schnell hätten schmelzen können.

Die neue Aschewolke versetzt unterdessen auch die Deutsche Flugsicherung in erhöhte Wachsamkeit. „Wir sind alarmiert. Aber nach momentanem Stand ist vor Dienstag nichts zu erwarten – wenn überhaupt“, sagte ein Sprecher der Deutschen Flugsicherung (DFS) in Langen der Nachrichtenagentur dpa. mit dpa

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