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Panorama: Schüler und Fahrer leicht verletzt

Fahrzeug kam von der Fahrbahn ab und rutschte in Straßengraben. Technische Mängel und Manipulation am Fahrersitz ausgeschlossenClaus-Dieter Steyer Ein mit 21 Schulkindern besetzter Linienbus ist gestern Vormittag bei Seelow verunglückt.

Fahrzeug kam von der Fahrbahn ab und rutschte in Straßengraben. Technische Mängel und Manipulation am Fahrersitz ausgeschlossenClaus-Dieter Steyer

Ein mit 21 Schulkindern besetzter Linienbus ist gestern Vormittag bei Seelow verunglückt. Zwei Schüler und der Busfahrer wurden bei dem Unfall verletzt. Die Kinder zogen sich Schnittverletzungen im Gesicht zu, der Fahrer erlitt Prellungen am Bein. Sie wurden im Seelower Krankenhaus behandelt. Der Bus war am Morgen bei starkem Schneetreiben in einer Kurve von der Fahrbahn abgekommen und seitlich in den Straßengraben gerutsch. Nur glückliche Umstände verhinderten offenbar eine Katastrophe wie beim Schulbusunglück bei Altlandsberg, bei dem im November vier Kinder und der Fahrer getötet worden waren.

Auch zwei Stunden nach dem Unfall bietet die Unglücksstelle ein bedrohliches Bild. Der Bus scheint jeden Augenblick zur Seite abzukippen. Doch beim näheren Betrachten wird die Ursache des vergleichsweise glimpflichen Ausgangs des Geschehens deutlich. Ein Baum ist zwar durch den Zusammenstoß mit dem Bus entwurzelt worden, doch seine Äste halten das Fahrzeug und verhindern so ein Umkippen. Die gerade in Brandenburg oft zur Todesfalle werdenden Alleebäume verhinderten in diesem Fall also ein Unglück größeren Ausmaßes. Beim Bus sind beide Frontscheiben zersplittert, eine ist beim Aufprall aus ihrer Verankerungen gesprungen und befindet sich auf der Fahrbahn. Außerdem fehlt das erste Fenster hinter der demolierten Eingangstür.

Der Unfallort liegt auf einer Landstraße zwischen der Bundesstraße 1 bei Seelow und dem Dorf Hackenow. In einer scharfen Linkskurve muss der Fahrer mit seinem Bus ins Schleudern gekommen sein. Er kollidierte mit zwei Obstbäumen, ehe ein dritter das Fahrzeug zum Stehen brachte. Zwei rot-weiss-gestreifte Barken machen am Straßenrand auf die Gefährlichkeit dieser Kurve aufmerksam. Doch die Spuren im frischen Schnee lassen keine Lenkbewegung erkennen. Offensichtlich war die Straße sehr glatt.

"Nach der ersten Untersuchung von Sachverständigen der Dekra gibt es keine technischen Mängel am Fahrzeug", sagt der Leiter der Polizeiwache Seelow, der 1. Hauptkommissar Dietrich Städtke. "Doch für weitere Analysen wird der Bus zum Dekra-Stützpunkt nach Frankfurt (Oder) gebracht." Der Fahrersitz befindet sich nach seinen Angaben in der Arretierung. An ihm soll demnach nicht während der Fahrt manipuliert worden sein. Beim Unglück von Altlandsberg sieht die Frankfurter Staatsanwaltschaft die unerlaubte Betätigung eines Hebels am Fahrersitz durch einen Schüler als Ursache an. Bei dem bei Seelow verunglückten Bus verhindert ohnehin eine Schutzwand ein unbefugtes Eingreifen in den Sitzmechanismus.

Nach bisherigen Erkenntnissen müssen beim gestrigen Unfall die beiden verletzten Kinder nach bisherigen Ermittlungen durch den Aufprall gegen die Frontscheibe geschleudert worden sein. Das Fahrzeug selbst weist keine besonderen Sicherheitsvorkehrungen für den Schülerverkehr auf. Es handelt sich um einen normalen Linienbus der Seelower Verkehrsgesellschaft. Täglich befährt er als Nummer 969 die Strecke zwischen Seelow, Manschnow und Frankfurt (Oder). Auf seinem Weg durch die Dörfer nutzen Kinder der Klassen eins bis zehn den Bus für die Fahrt zur Schule in Manschnow. Auf dieser Strecke fährt keine Aufsichtsperson mit. Nach dem Unfall nahm ein in der anderen Richtung verkehrender Linienbus die unverletzten Kinder auf und brachte sie zur Schule. Klaus Friedrich, Geschäftsführer der Seelower Verkehrsgesellschaft, nennt den betroffenen Busfahrer "gut" und "zuverlässig". Schon seit 1977 arbeite er im Betrieb. Deshalb will er sich auch nicht an Spekulationen über die Unfallursache beteiligen. "Auf jeden Fall sollte überlegt werden, ob Straßen mit Buslinienverkehr vorrangig vom Winterdienst betreut werden müssten", regt er an. Auch Stunden nach dem Unfall war die Straße nach Hackenow noch spiegelglatt.

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