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Der Kardiologe Dietrich Andresen zeigt den Abgeordneten, wie eine Herzdruckmassage geht.

© Maxim Sergienko/ Deutsche Herzstiftung

Schulung im Bundestag: Abgeordnete erhalten Nachhilfe in Wiederbelebung

Die Deutsche Herzstiftung wirbt für mehr Engagement der Bürger bei der Wiederbelebung - und schult Abgeordnete des Deutschen Bundestags.

Ein Mensch wird bewusstlos, atmet gar nicht oder nicht wie sonst, sein Herz pumpt kein Blut mehr in den Körper, der Blutkreislauf verdient seinen Namen nicht mehr. Herzstillstand. Wenn das Gehirn jetzt nur ein paar Minuten länger nicht mit Sauerstoff versorgt wird, sterben dort Zellen ab, es drohen unumkehrbare Schäden. Und der Tod. Doch wir leben in einem dicht besiedelten Land. Wenn es passiert, sind also mit großer Wahrscheinlichkeit andere Menschen in der Nähe, die in dieser prekären Situation helfen könnten.

Allerdings sind in Deutschland nur rund 30 Prozent der Zeugen eines Herz-Kreislauf-Stillstands informiert und beherzt genug, das auch wirklich zu tun. „Viele tun lieber gar nichts, aus Angst, etwas falsch zu machen“, sagte am Freitag Barbara Genscher, Schirmherrin der Deutschen Herzstiftung. Länder wie Norwegen stehen mit 73 Prozent wesentlich besser da. Die Herzstiftung hat das ehrgeizige Ziel, in den nächsten Jahren auch hierzulande in mindestens 80 Prozent der Fälle eine Reanimation durch Laien zu erreichen. Gleich nach dem Notruf bei der 112 soll mit der Herzdruckmassage begonnen werden.

Besser Massage als Mund-zu-Mund-Beatmung

Am Freitag zeigten Fachleute Abgeordneten des Gesundheitsausschusses des Deutschen Bundestages, wie man es richtig macht. Die Aktion „Mehr Mut zum Drücken!“ ging der bundesweiten „Woche der Wiederbelebung“ voraus, die vom 19. bis zum 26. September von der Deutschen Herzstiftung, dem Deutschen Rat für Wiederbelebung, dem genannten Bundestagsausschuss und dem Deutschen Fußballbund (DFB) veranstaltet wird.

Ist von Wiederbelebung die Rede, dann denkt man noch meist an die Mund- zu-Mund-Beatmung. Dabei haben inzwischen Studien gezeigt, dass mehr dabei herausspringt, wenn Laienhelfer sich darauf beschränken, sich neben den Bewusstlosen zu knien und mit beiden Händen und in kurzem Abstand kräftig auf seinen Brustkorb zu drücken. „Sauerstoff ist noch lange da, aber er kommt nicht oben im Gehirn an“, erklärt der Berliner Kardiologie-Professor Dietrich Andresen. Die Druckmassage erzeugt den dafür nötigen Blutkreislauf, wenn die „Pumpe“ zeitweise ihren Dienst versagt.

Neben diesem fachlichen Grund zählt aber auch, dass sich deutlich mehr Helfer finden, sobald Angst und Ekelgefühle wegfallen - die viele angesichts der Aufgabe überfällt, Kontakt mit dem offenen Mund eines Fremden zu bekommen. Eine Untersuchung aus Arizona hat das wissenschaftlich belegt.

Unbestritten ist auch, dass ein kräftiger Stromstoß durch einen der automatisierten externen Defibrillatoren (AED), die sich inzwischen an vielen öffentlichen Orten finden, die Überlebensrate verdoppelt. „Aber nur, wenn sie zusätzlich zur Herzdruckmassage zum Einsatz kommen“, sagt Andresen.

Sobald die Profis gerufen wurden, sind auf jeden Fall die Minuten der Laien gekommen. Wilfried Gräfling, Leiter der Berliner Feuerwehr, versicherte, dass Angehörige dafür oft gleich am Telefon fachliche Unterstützung bekommen. Nach dem Willen der Deutschen Herzstiftung sollen in nächster Zeit immer mehr Laien Kurzschulungen in Reanimation bekommen – am besten schon im Biologieunterricht.

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