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Panorama: Schwarze Gefahr

Spanien reicht den havarierten Öltanker an Portugal weiter

Von Carsten Werner

„Monster“ nennen die Fischer den leckgeschlagenen Tanker „Prestige“ vor der spanischen Küste, dessen ausgelaufenes Öl die Atlantikküste kilometerweit überzogen hat. Das „Monster“ ist vom Strand aus nicht mehr zu sehen, Schlepper haben das Schiff weit aufs offene Meer hinaus gezogen. Stolz verkündete das spanische Verkehrsministerium am Montagmittag, dass der Tanker nun 185 Kilometer von der spanischen Küste entfernt sei und sich jetzt in portugiesischen Hoheitsgewässern befinde. Jetzt sind die Nachbarn zuständig. Ob die Portugiesen das unschöne Geschenk annehmen, ist fraglich. Ein Radiosender spekulierte, das Schiff werde in einen afrikanischen Hafen gebracht. Die griechische Reederei des Tankers wollte die Öl-Fracht in Landnähe von einem Unternehmen abpumpen lassen, das schon die Bergung des russischen Atom-U-Bootes „Kursk“ übernommen hatte. Die spanische Regierung unterstellt allerdings, dass es der Reederei nicht um Umweltschutz, sondern nur um die Sicherung der 75 Millionen Liter Öl im Wert von 60 Millionen Euro gehe.

„Das Schiff wird so lange da rumschippern, bis es zerbricht – und dann ist das Öl im Meer“, prophezeit der Schifffahrtsexperte Christian Bussau von Greenpeace. Und genau das provoziert die spanische Regierung, unterstellen Kritiker: Man hoffe, dass sich das Öl sich im kalten Meerwasser verfestigt und sinkt.

3500 Einhüllen-Tanker ohne Doppelwände, die älter als 25 Jahre sind, fahren noch bis 2015 europäische Häfen an – „alles schwimmende Zeitbomben“, die weltweit sogar bis 2023 unterwegs sind. Stoppen könnte diese Gefahr nur die „International Maritime Organisation“ (IMO) der UNO, die aber aufgrund wirtschaftlicher Interessen der Mitgliedsstaaten völlig machtlos sei. Dass die Spanier nun England vorwerfen, Hafenstaatkontrollen der „Prestige“ in Gibraltar versäumt zu haben, erklärt Bussau mit purer Hilflosigkeit: „Keiner weiß eigentlich: Was macht man mit havarierten Tankern?“ Greenpeace fordert ein „save haven“-Konzept: In die Sicherheitshäfen an europäischen Küsten könnten havarierte Schiffe geschleppt werden, um Unfälle zu bekämpfen.

Aber Bussau ist pessimistisch: Immer kurz nach spektakulären Tankerunglücken versprächen Politiker schärfere Kontrollen durch die Klassifikationsgesellschaften und in den Häfen. Doch solche Bemühungen verlaufen immer wieder buchstäblich im Sande – bis das nächste „Monster“ Küsten und Meereswelt gefährdet. (mit dpa)

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