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Schweinegrippe: Deutsche Impftouristen in Österreich

Die Kritik wegen Problemen bei der Schweinegrippe-Impfung ebbt nicht ab. Die SPD-Gesundheitsexpertin Carola Reimann warf Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler am Donnerstag mangelhaftes Krisenmanagement vor.

Berlin - Die Grünen äußerten scharfe Kritik an der Impfplanung für Schwangere, die als besonders gefährdet gelten. Wegen Verzögerungen bei der Auslieferung des Schweinegrippe-Impfstoffs standen Bundesregierung und Länder in den vergangenen Tagen unter Druck. Rösler hatte nach einem „Impf-Gipfel“ mit den Länderministern am Mittwoch erklärt, die breite Masse der Bevölkerung könne sich frühestens ab Dezember gegen die Schweinegrippe impfen lassen. Angesichts der Probleme mit dem Impfstoff hätte Rösler schon vor zwei Wochen einen „Impf-Gipfel“ einberufen müssen, monierte Reimann. Die Grünen-Politikerin Bärbel Höhn kritisierte, auch bei der Impfplanung für die Schwangeren sei „geschlampt“ worden. Obwohl Schwangere nach Empfehlung der Experten zügig geimpft werden sollten, sei für diese Risikogruppe nun kein Impfstoff verfügbar, sagte sie der „Saarbrücker Zeitung“. Die Ständige Impfkommission (Stiko) hatte Schwangere Anfang Oktober als Risikogruppe eingestuft und für sie einen Impfstoff ohne umstrittenen Wirkverstärker empfohlen. Allerdings vereinbarten Rösler und die Ressortchefs der Länder erst am Mittwoch die Bestellung von 150 000 Impfdosen speziell für Schwangere. Höhn kritisierte, vor Dezember sei nicht mit einem Impfstoff für Schwangere zu rechnen. Kritik an der Impfstrategie der Bundesregierung kam auch vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte. Kinder müssten genauso wie Feuerwehrleute oder Gesundheitspersonal vorrangig gegen die Schweinegrippe geimpft werden, forderte Verbandspräsident Wolfram Hartmann in der „Leipziger Volkszeitung“. Die Impfstrategie der Bundesregierung sei „medizinisch unzureichend, weil die Infektionen bevorzugt von Kindern ausgehen“.

Angesichts der Engpässe versuchen viele Deutsche nach Österreich auszuweichen. Alle vier an den Freistaat angrenzenden österreichischen Bundesländer, allen voran Tirol, verzeichnen Anfragen von Impfwilligen. Das österreichische Gesundheitsministerium hat dem „Impftourismus“ allerdings per Erlass enge Grenzen gesetzt. Nichtösterreicher werden nur geimpft, wenn sie einen Wohnsitz in Österreich haben oder dort arbeiten und somit in Österreich krankenversichert sind. Als Schwerpunkt der Impftouristen hat sich Tirol herauskristallisiert. Dort sind schon Hunderte Anrufe aus Deutschland eingegangen. Interessenten wollten aus Hamburg einfliegen. AFP/ddp

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