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© dpa

Schweinegrippe: Seuchenexperten warnen vor schwerem Verlauf der Krankheit

Sowohl das Robert-Koch-Institut als auch die Uno mahnen, die Ausbreitung des Grippevirus' H1N1 nicht zu unterschätzen. Vor allem in den armen Ländern müsse man "auf der Hut" sein.

Nach der Einstufung der Amerika-Grippe als Pandemie durch die Weltgesundheitsorganisation WHO haben Experten davor gewarnt, die Krankheit als wenig gefährlich anzusehen. Die Krankheit dürfe wegen ihres hierzulande meist moderaten Verlaufs nicht unterschätzt werden, mahnte der Präsident des Berliner Robert-Koch-Instituts (RKI), Jörg Hacker, im ZDF.

Dahinter steckt die Furcht, dass auch ein hoch entwickeltes Gesundheitssystem die Gefahren der Krankheit nicht bewältigen könnte. Bei erhöhten Fallzahlen werde es auch in Deutschland schwere Verläufe der Grippe geben, sagte Hacker. In den USA, wo mehrere mit dem neuen H1N1-Grippevirus infizierte Menschen gestorben sind, habe man gesehen, "dass es so sein kann". Zugleich warnten Experten vor Panik und Überreaktionen.

Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon mahnte, "auf der Hut" zu sein. "Wir wissen nicht, welches Bild sich in den kommenden Monaten entwickelt", sagte Ban. Bislang sei das Virus vor allem in entwickelten Ländern aufgetreten. "Das dürfte sich bald ändern – und wird Konsequenzen haben", so Ban weiter.

Bans Sorge gründet sich auf dem Umstand, dass in den armen Ländern die Gesundheitssysteme schlechter entwickelt sind. Menschen würden sich dort später in medizinische Behandlung begeben. Zudem seien dort auch andere Infektionskrankheiten stärker verbreitet. "Außerdem müssen wir auch daran denken, dass die Grippesaison in der südlichen Hemisphäre jetzt erst beginnt", sagte der UN-Generalsekretär. Zugleich warnte auch er vor Überreaktionen.

Laut WHO ist die als Schweinegrippe bekannte Amerika-Grippe die erste Grippe-Pandemie seit über 40 Jahren – 1968 sollen an der Hongkong-Grippe weltweit mehr als eine Million Menschen gestorben sein. Das Virus breitet sich seit seinem ersten Auftreten in Mexiko mittlerweile auf mindestens zwei Kontinenten beständig aus, wie WHO-Generaldirektorin Margaret Chan sagte.

Außer in Nordamerika gibt es auch in Australien fortwährend Ansteckungen von Mensch zu Mensch. Weltweit hat die WHO bislang fast 30.000 Infektionen in 74 Ländern gezählt. 144 Patienten sind gestorben, davon 106 in Mexiko und 27 in den USA. Laut derzeit vorliegenden Erfahrungen stirbt von etwa 1000 Erkrankten einer.

Für Deutschland werde sich jedoch vorerst "nichts ändern", betonte Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD). Deutschland sei "gut vorbereitet". Bis Juli soll laut der Ressortchefin bei einem Treffen der EU-Gesundheitsminister die Entscheidung über die Herstellung eines Impfstoffs gegen das Virus fallen. Laut WHO kann der Impfstoff bis September zur Verfügung stehen. "Ich bin nicht in Panik, aber schon in Sorge und rechne auch damit, dass wir in den nächsten Wochen auch mehr Fälle haben werden", sagte Schmidt.

Für das Robert-Koch-Institut kam die WHO-Entscheidung nicht überraschend. Die RKI-Sprecherin betonte, hierzulande gebe es bereits die von der WHO in Alarmphase 6 geforderten Strukturen und Expertengespräche. Auch Bund und Länder stimmten sich bereits regelmäßig ab. "Im Moment haben wir eine Situation, in der wir eine überschaubare Zahl von Erkrankungen haben", sagte die RKI- Sprecherin. Wahrscheinlich werde sich daher in Deutschland auch trotz des Ausbruchs der Amerika-Grippe in einer japanischen Schule in Düsseldorf vorerst nichts Wesentliches ändern.

An der Schule steckten sich mindestens 46 Kinder mit dem neuen H1N1- Grippevirus an. Die Zahl der Fälle in Deutschland stieg damit auf weit mehr als 100. Der genaue Infektionsweg war zunächst unklar. Die erkrankten japanischen Schüler sowie ihre Familien seien zu Hause unter Quarantäne gestellt worden, sagte der Leiter des Düsseldorfer Gesundheitsamts, Heiko Schneitler. Zu Massentests kamen Eltern und Geschwister in die Schule, in der bis mindestens Ende nächster Woche kein Unterricht stattfindet.

Die Krankheitsverläufe bei den betroffenen Kindern beschrieb Schneitler als relativ mild. Mehr als 500 Kinder besuchen die japanische Schule, knapp 50 Lehrer unterrichten dort. In Düsseldorf leben mehr Japaner als in jeder anderen deutschen Stadt. Auch in einem Kölner Gymnasium wurde bei 8 Schülerinnen aus drei Klassen die Erkrankung festgestellt. Das betroffene Irmgardis-Gymnasium bleibt nach Angaben der Stadt zunächst geschlossen.

ZEIT ONLINE, dpa

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