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Grell geschminkter Putin bei einer Demonstration in Vancouver.

© REUTERS

Schwulenbewegung: West-Protest nicht nur willkommen

Viele Schwule und Lesben in Russland freuen sich über Unterstützung, viele haben aber auch Angst, weil Gewalt gegen sie zunimmt. Bundesaußenminister Westerwelle warnt homosexuelle deutsche Urlauber vor gewalttätigen Übergriffen in Russland.

Kritik und Boykottdrohungen aus dem Westen wegen der zunehmend schwulenfeindlichen Politik der russischen Regierung stoßen bei Schwulen und Lesben in Russland auf gespaltene Reaktionen. Einerseits reagiert die Szene in Moskau dankbar auf die Solidarität des Westens. Poster von einem geschminkten Putin, wie sie bei Protesten auch in Deutschland zu sehen sind, machen im russischen Internet die Runde. Das Moskauer Boulevardblatt „MK“ erwähnte sogar die Aktion der Berliner Drag Queen Barbie Breakout, die sich aus Protest den Mund zunähte. Registriert wird auch, dass zahlreiche Schwulenbars in den USA, Deutschland und anderen westlichen Ländern russischen Wodka boykottieren. „Wir servieren keinen russischen Wodka“, heißt es etwa in einem Facebook-Eintrag des Clubs Woof Berlin.

Doch in den einschlägigen Bars in Moskau bezweifeln Schwule, dass solche Aktionen helfen. Unter den Schwulen und Lesben in Russland herrsche Angst, sagt der Schwulenaktivist Nikolai Alexejew. Seit Jahren versucht er ohne Erfolg, Straßenaktionen zu organisieren. Zu groß ist die Furcht. Bei Teilnahme an verbotenen Schwulenparaden drohen nach einem neuen Gesetz gegen „Schwulenpropaganda“ Gefängnisstrafen.

Auch Barack Obama warnt Russland, Schwule und Lesben in Sotschi zu erniedrigen

Der Aktivist Nikolai Alexejew hält westliche Boykott-Initiativen für daneben. „Ein Boykott erzeugt vielleicht Aufmerksamkeit, hat aber keine Wirkung“, sagt er der Nachrichtenagentur dpa. Zudem warnt er, dass dies die Falschen treffen könnte. Privatunternehmen seien nicht für die Politik des Staates verantwortlich, sagt er. Und für Sportler sei Olympia der Höhepunkt schlechthin.

Zuletzt hatte es zunehmend Forderungen im Westen gegeben, die am Sonnabend beginnende Leichtathletik-WM sowie die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi zu nutzen, um gegen die Diskriminierung von Schwulen und Lesben in Russland zu protestieren. US-Präsident Obama hat bei seinem Auftritt in der „Tonight“-Show bei Jay Leno davor gewarnt, dass Schwule, Lesben und Transsexuelle in Sotschi erniedrigt würden.

Für Künstler gehört es zum guten Ton, Russland zu kritisieren

Auch westliche Künstler wie Madonna und Lady Gaga haben sich wiederholt kritisch mit Russland auseinandergesetzt. Fast scheint es, es gehöre im Musikbusiness zum guten Ton, Russland zu kritisieren. Wobei es nicht immer beim guten Ton bleibt. Aktionen wie die der Bloodhound Gang, bei denen der Bassist Jared Hasselhoff die russische Fahne schändet, indem er sie durch seine Hose zieht, zielen wohl mehr darauf, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen. Riskieren tun diese Künstler nichts. Dafür wird in Russland der Ton rauer, wenn es um das Thema geht. Die russische Regierung reagiert zunehmend gereizt.

Das Auswärtige Amt in Berlin hat am Donnerstag darauf hingewiesen, dass Homosexuelle in Russland mit gewalttätigen Übergriffen rechnen müssten. Sowohl einheimische Schwule und Lesben als auch homosexuelle Touristen seien in jüngster Zeit öfter Opfer von Attacken geworden. Außenminister Westerwelle hat die Behörden in Moskau aufgefordert, der Gewalt gegen Homosexuelle in Russland Einhalt zu gebieten.

Nikolai Alexejew lässt sich nicht unterkriegen. Er plant am 7. Februar 2014 in Sotschi zur Olympia-Eröffnung eine Schwulen- und Lesbenparade. (mit dpa)

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