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Panorama: Sechs Monate Haft für den Cavalese-Piloten

CAMP LEJEUNE .Ein US-Militärgericht hat den Unglückspiloten von Cavalese wegen Behinderung der Justiz zu sechs Monaten Haft verurteilt und damit viele Angehörige der Opfer tief empört.

CAMP LEJEUNE .Ein US-Militärgericht hat den Unglückspiloten von Cavalese wegen Behinderung der Justiz zu sechs Monaten Haft verurteilt und damit viele Angehörige der Opfer tief empört.Der 32jährige Richard Ashby soll zudem "unehrenhaft" aus der Marine-Infanterie entlassen werden, weil er zur Vernichtung eines Privatvideos über das Seilbahnunglück beigetragen hatte.Das Strafmaß sei "beleidigend für die Erinnerung an die Toten", erklärte die Vereinigung der Angehörigen am Dienstag in Rom.

"Für die Militärrichter ist die Zerstörung eines Videobandes schlimmer als das Massaker an 20 wehrlosen Skifahrern", hieß es in der Erklärung.Der Anwalt der sächsischen Cavalese-Opfer, Krummel, kritisierte, es gebe nach wie vor keine Konsequenzen für die eigentlich Schuldigen.

Ashbys Maschine hatte im Februar 1998 bei einem Tiefflug in den Dolomiten das Kabel einer Seilbahn durchtrennt.20 Menschen wurden in den Tod gerissen, darunter acht Deutsche.Sieben von ihnen kamen aus Burgstädt bei Chemnitz.Bereits vor Monaten war der Pilot vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung freigesprochen worden.

Wenn das Militärgerichtsurteil gegen den Cavalese-Piloten rechtskräftig wird, soll Richard Ashby "unehrenhaft" aus der US-Marineinfanterie entlassen werden.Ein solcher Ausschluß ("dismissal") wird als schärfste Maßnahme wegen schwerer Verstöße gegen Militärregeln verhängt oder dann, wenn die Person wegen schwerer Vergehen verurteilt wurde, die im Zivilrecht als Verbrechen eingestuft werden.Die Entlassung bedeutet, daß der Pilot nicht nur arbeitslos wird, sondern auch sämtliche Ansprüche auf soziale Hilfen für Veteranen verliert.Zum Militär kann der Pilot nicht mehr zurück, und auch eine andere Tätigkeit im US-Staatsdienst ist ausgeschlossen.

Im eigentlichen Prozeß um das Unglück war Ashby am 20.März unter dem Protest der Hinterbliebenen vom Vorwurf der 20fachen fahrlässigen Tötung freigesprochen worden.Sein Navigator Joseph Schweitzer hatte sich im Verfahren wegen Behinderung der Justiz schuldig bekannt.Er soll jetzt zur Strafe aus der Marineinfanterie ausgeschlossen werden.

Strafrechtlich ist möglicherweise damit der Schlußpunkt gesetzt, die Auseinandersetzungen über die Entschädigung dauern aber an.Washington hatte diese zwar im März gebilligt.Bevor aber die deutschen Hinterbliebenen jeweils bis zu zwei Millionen Dollar erhalten können, fordert Senator Strom Thurmond von Deutschland Entschädigung für die Opfer des Flugzeugzusammenstoßes vor der Küste Namibias.

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