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© dpa

Segelmädchen: Zurück aus der Karibik

Laura Dekker ist wieder in den Niederlanden in der Obhut der Polizei und des Jugendamtes. Das Familiengericht ist auf Antrag des Jugendamtes aktiv geworden und überprüfte am Dienstagabend den Antrag auf Heimunterbringung.

Berlin - Laura Dekker ist wieder in den Niederlanden in der Obhut der Polizei und des Jugendamtes. Das Familiengericht ist auf Antrag des Jugendamtes aktiv geworden und überprüfte am Dienstagabend den Antrag auf Heimunterbringung. Das Amt hatte die 14-jährige Laura Dekker am Freitag als vermisst gemeldet. Das Mädchen wollte im Sommer alleine zu einer Weltumsegelung aufbrechen. Das hatte ihr das Familiengericht Utrecht untersagt und sie bis Juli 2010 unter Aufsicht des Jugendamtes gestellt.

Das „Segelmädchen“, wie Laura Dekker von den Medien schnell getauft wurde, hatte vergangene Woche 3500 Euro von ihrem Konto abgehoben und war verschwunden. Nachdem sie als vermisst gemeldet worden war, wurde international nach ihr gesucht. Am Sonntag wurde Dekker auf Sint Maarten, einer Insel der Niederländischen Antillen, von der Polizei festgenommen. Nach einer Beratung zwischen den Justizministern beider Länder wurde Laura Dekker über Curacao in die Niederlande zurückgeflogen. Vater und Großvater erwarteten sie auf dem Flughafen Schiphol bei Amsterdam, doch die Königliche Marechaussee, die Grenzpolizei, hatte sie in einen separaten Raum gebracht, um sie zwei Stunden lang zu befragen, berichtet die Tageszeitung „de Volkskrant“ auf ihrer Website. „Die Polizei will sehr viel von ihr wissen“, sagte ein Polizeisprecher.

Entscheidend ist die Frage, ob ihr jemand bei ihrer Flucht geholfen hat. Laura lebte bei ihrem Vater, der ihre Reisepläne immer unterstützt hatte. Die Marechaussee weiß bereits, dass Laura nicht über einen niederländischen Flughafen in die Karibik gereist ist. Nach Angaben der Marechaussee darf in allen Schengenländern ein Kind unter 16 Jahren alleine nur mit Zustimmung der Eltern reisen. Ist das Kind ohne Begleitung unterwegs, muss es ein Dokument bei sich führen, aus dem die Zustimmung der Eltern zu der Reise hervorgeht. Das Kind könnte mit einem Begleiter reisen, der aber ebenfalls von der Marechaussee auf Zuverlässigkeit überprüft werden muss.

Die Sprecherin der Familie, Mariska Woertman, wollte sich nach Angaben von „de Volkskrant“ nicht dazu äußern, wie Laura in die Karibik gekommen ist. „Scheinbar empfand sie den Druck als so groß, dass sie dachte: Ich muss hier weg, und dann hat sie die Weihnachtsferien abgewartet, um wegzugehen.“ Nach Angaben Woertmans habe Laura sich am Sonntagabend bei ihr gemeldet und ihren Aufenthaltsort bekannt gegeben. In einem offenen Brief an „de Volkskrant“ haben Lauras Großeltern dem Jugendamt vorgeworfen, deren Persönlichkeit durch seine Maßnahmen verändert zu haben. „Wir haben gesehen, wie sich Laura seit der Einmischung des Jugendamtes innerhalb weniger Monate von einem positiven, unternehmungslustigen Teenager in ein Mädchen verwandelt hat, das einen Schild um sich gebaut und überhaupt kein Vertrauen mehr in Erwachsene hat.“

Man habe ihr vor Gericht in Aussicht gestellt, irgendwann doch noch die Weltreise antreten zu können, aber keine klaren Aussagen gemacht. So sei ihr mehr Segelpraxis empfohlen, gleichzeitig aber auch das Auslaufen verboten worden. Auch habe man ihr damit gedroht, sie bei Verstößen gegen die Maßnahmen des Jugendamtes ihren Eltern zu entziehen. – Es sei daher kein Wunder, dass Laura depressiv werde und die Flucht suche, schreiben die Großeltern in dem Brief. Man möge sie doch mit dem Clipper „Stad Amsterdam“, der für den Fernsehsender VPRO auf Darwins Spuren die Welt umrundet, mitreisen lassen, es seien dann genügend Erwachsene an Bord, um ihr beim Unterricht zu helfen.

Die Entscheidung des Gerichts stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.

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