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Panorama: Sein Ziel war der Tod

Nach dem Bombenanschlag von Köln: Die Ermittler wissen nur eins – der Täter wollte viele sterben sehen

Von Frank Jansen

Auch am Tag nach der Explosion einer Nagelbombe im Kölner Stadtteil Mülheim schienen die Sicherheitsbehörden ratlos zu sein. „Es gibt noch keine Erkenntnisse über Motive oder Täter“, sagte der Einsatzleiter der Kölner Polizei, Dieter Klinger. Die Staatsanwaltschaft betonte, es werde in alle Richtungen ermittelt. Bundesinnenminiser Otto Schily meinte allerdings, die Ermittlungen deuteten auf ein „kriminelles Milieu“ hin. In Sicherheitskreisen hieß es, vom verrückten, unpolitischen Einzeltäter bis zum „durchgeknallten Rechtsextremisten“ sei alles möglich. Bei der Detonation am Mittwochnachmittag in der überwiegend von Türken bewohnten Keupstraße wurden 22 Menschen verletzt. Fast alle Opfer sind Türken oder türkischstämmige Deutsche. 16 Verletzte wurden inzwischen wieder aus dem Krankenhaus entlassen.

Der Sprengsatz war mit zehn Zentimeter langen Zimmermannsnägeln gefüllt. Nach Angaben der Kölner Polizei explodierten „Reste eines Metallbehälters“ zusammen mit den vielen Nägeln. Angesichts der Bauart sei davon auszugehen, „dass der Täter mit einer Vielzahl von Toten gerechnet hat“, sagte der Leitende Polizeidirektor Dieter Klinger am Donnerstag vor der Presse. Die Detonation hatte enorme Wucht: Rund um den Tatort wurden 15 geparkte Fahrzeuge zum Teil schwer beschädigt, außerdem gingen an Häusern etwa 30 Fensterscheiben zu Bruch. Den Sachschaden schätzt die Polizei auf mehrere 100 000 Euro. Möglicherweise habe sich der Sprengkörper auf einem am Gehweg abgestellten Fahrrad befunden, hieß es in einer Mitteilung der Polizei. Bislang seien aber keine Zeugen bekannt, die gesehen haben, wer das Rad oder den Sprengsatz abgestellt hat.

Während mehrere Sicherheitsexperten einen terroristischen Hintergrund bereits am Mittwochabend weitgehend ausschlossen, äußerte sich die Bundesanwaltschaft vorsichtig. Es sei viel zu früh, schon Schlüsse zu ziehen, hieß es am Donnerstag in Karlsruhe. Generalbundesanwalt Kay Nehm würde sich bei Hinweisen auf Terrorismus automatisch einschalten. Bislang ermittelt die Staatsanwaltschaft Köln. Die Vorwürfe lauten mehrfacher Mordversuch und Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion.

FASSUNGSLOS

Eine mit Nägeln gefüllte Rohrbombe hat im Kölner Stadtteil Mülheim die Anwohner fassungslos zurückgelassen. Die Menschen auf dem Bürgersteig und in den Geschäften rätseln über die Hintergründe.

GERÜCHTE

Für manche Anwohner steht das Motiv fest: „Das waren die Nazis, wer sonst?“, sagt Obstverkäufer Hüsseyin. Auch in der benachbarten Döner-Bude wird spekuliert. Waren es Anhänger des Kölner Islamisten Metin Kaplan? „Kaplans Leute können so etwas gar nicht“, sagt Serap Can. ddp

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