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Sein Kind schlief im Nebenzimmer als sich Mark Madoff am Samstag in seinem New Yorker Appartement mit einer Hundeleine erhängte.

© Jessica Rinaldi/Reuters

Selbstmord: Mark Madoff: Vom Vater ruiniert

Der Sohn des betrügerischen Investmentbankers Bernard Madoff hat sich erhängt. Aus einem gern gesehenen Mitglied des New Yorker Geldadels war über Nacht eine Persona non grata geworden.

New York - Was wusste Mark Madoff von den Machenschaften seines Vaters? Nichts, beteuerte er bis zum Schluss. Das kann nicht sein, sagten die Opfer, schließlich habe er über Jahrzehnte in der Investmentfirma von Bernard Madoff mitgearbeitet. Die Wahrheit wird vielleicht nie ans Licht kommen – am Samstagmorgen ist Mark Madoff erhängt aufgefunden worden, am Jahrestag der Enthüllungen über seinen Vater.

Alles sieht nach Selbstmord aus. Sein Schwiegervater habe den 46-Jährigen entdeckt, hieß es in US-Medien. Der Notruf aus dem Appartement der Familie im trendigen Stadtteil SoHo in Manhattan ging um etwa halb acht Uhr morgens ein. Mark Madoff habe sich mit einer Hundeleine erhängt, berichtete die Polizei. Sein zweijähriger Sohn schlief demnach im Nebenzimmer mit dem Hund an seiner Seite. Madoff habe seiner Frau, die sich mit einem weiteren ihrer insgesamt vier Kinder in Florida aufhielt, kurz davor eine E-Mail geschickt. Darin habe er gebeten, dass jemand vorbeikommen und nach dem Kleinkind sehen solle. Laut Polizeikreisen wurde kein Abschiedsbrief gefunden.

„Mark hat dem zwei Jahre währenden Druck von falschen Anschuldigungen und Andeutungen nicht mehr standgehalten“, sagen seine Anwälte. Aus einem gern gesehenen Mitglied des New Yorker Geldadels war über Nacht eine Persona non grata geworden. Marks Frau Stephanie änderte sogar ihren Nachnamen. Sie sagte, die Familie habe Morddrohungen erhalten.

Mark und sein jüngerer Bruder Andrew arbeiteten als Wertpapierhändler in der Firma des Vaters. Das Geschäft lief oberflächlich betrachtet gut, was die ganze Familie deutlich sichtbar nach außen zeigte, wie ihnen der Treuhänder der Madoff-Betrugsopfer in einer Klage vorwarf. „Mark Madoff hatte einen teuren Lebensstil“, stellte der Jurist Irving Picard fest, „mit Häusern in Manhattan, Nantucket und Greenwich in Connecticut“. Alles – von der Matratze, auf der er geschlafen habe, über den Fernseher in seinem eigenen Fitnessstudio bis hin zur Außendusche – hätten die Anleger von Bernard Madoffs Schneeballsystem bezahlt, listete der Treuhänder auf. Mark Madoff habe ein „astronomisches Gehalt“ bekommen. Insgesamt forderte Picard 66,9 Millionen Dollar von ihm zurück. Es wäre wohl sein finanzieller Ruin gewesen.

Nach Ansicht des Treuhänders muss Mark Madoff etwas von den Betrügereien seines Vaters mitbekommen haben. Nachgewiesen werden konnte jedoch weder Mark noch seinem Bruder Andrew etwas. Die Ermittlungen verliefen im Sand. „Mark ist ein unschuldiges Opfer der ungeheuerlichen Verbrechen seines Vaters geworden“, erklärten seine Anwälte.

Nach offizieller Lesart der Geschichte hatten Mark und Andrew den 65-Milliarden-Dollar schweren Schwindel sogar auffliegen lassen. Vor zwei Jahren gestand ihnen ihr Vater, dass er die hohen Ausschüttungen an seine Anleger schlicht mit dem Geld neuer Investoren bezahlte. Doch das Schneeballsystem kam in der Finanzkrise ins Stocken. Mark und Andrew gingen zur Polizei. Am nächsten Morgen nahm die Bernard Madoff fest. Er sitzt nun für den Rest seines Lebens ein.

Die Söhne sollen seit diesem Zeitpunkt kein Wort mehr mit dem Vater gesprochen haben. Von großer Verbitterung ist die Rede. Der jüngere Andrew kam jedoch laut „Wall Street Journal“ besser mit der Situation zurecht. Er, der eine schwere Krankheit überlebt hatte, stürzte sich in den Radsport und fuhr mehr als 160 Kilometer am Tag. Einen neuen Job fand er im Beratungsgeschäft seiner Verlobten.

Mark versuchte, wieder in seinem alten Gewerbe Fuß zu fassen. Allerdings kassierte er Absagen am laufenden Band. Dabei galt er eigentlich als der selbstbewusstere und geselligere unter den beiden Brüdern. Daniel Schnettler, dpa

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