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Panorama: Sex: Mikroskopisches - Krieg der Spermien

Egal ob Taufliegen oder Libellen, Gespensterkrabben oder Trauerfliegen, Verhaltensforscher haben herausgefunden, dass sich nicht nur die Männchen im direkten Kampf um Weibchen Konkurrenz machen. Vielmehr gehen sogar die Spermien miteinander um das Privileg ins Rennen, als erste (und damit einzige) ein Ei zu befruchten.

Egal ob Taufliegen oder Libellen, Gespensterkrabben oder Trauerfliegen, Verhaltensforscher haben herausgefunden, dass sich nicht nur die Männchen im direkten Kampf um Weibchen Konkurrenz machen. Vielmehr gehen sogar die Spermien miteinander um das Privileg ins Rennen, als erste (und damit einzige) ein Ei zu befruchten.

Dies ist unter Menschen nicht anders. Denn warum sollten sonst Männer bei jedem Geschlechtsverkehr derart viele Spermien von sich geben, dass damit die weibliche Bevölkerung der Vereinigten Staaten zweimal befruchtet werden könnte? Weil sie unter Umständen im Geschlechtsgang der Frau einem regelrechten Gefecht ausgesetzt sind, wie Evolutionsbiologen neuerdings glauben.

Erstmals sorgte der britische Evolutionsbiologe Robin Baker 1989 für Aufsehen, als er eine Studie zur Spermakonkurrenz beim Menschen vorstellte. Sein Befund: Die Samenfracht, die ein Mann bei der Kopulation abgibt, ist umso größer, je höher das Risiko ist, dass seine Partnerin fremdgegangen ist. Möglicherweise trifft der Körper des Mannes noch während der Kopulation die Entscheidung, ob nun 100, 300, oder besser 600 Millionen Spermien die angemessene Dosis sind, Millionen, die noch tagelang lebens- und befruchtungsfähig sein können.

Für das Sexualverhalten des Menschen, so ist Robin Baker überzeugt, spielt die kurios anmutende Spermien-Konkurrenz eine zentrale Rolle. Seinen Studien zufolge sind vier Prozent aller Menschen bei einem Spermienkrieg gezeugt; jeder fünfundzwanzigste verdankt seine Existenz der Tatsache, dass das Sperma seines Vaters vor seiner Geburt das eines oder mehrerer anderer Männer niedergekämpft hat.

In seinem Buch "Krieg der Spermien" hat Baker das Sexualverhalten des Menschen unter diesem Aspekt betrachtet. Er erklärt, warum uns auch in einer glücklichen Beziehung mitunter der Drang zur Untreue befällt, wir oft Lust auf Sex haben, ohne uns Kinder zu wünschen, oder warum sich der richtige Zeitpunkt der Empfängnis so schwer bestimmen lässt. Das Buch eröffnet eine neue Sicht auf Partnerwahl und Liebesleben - eine biologische eben.

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