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Bergungskräfte in China bei der Rettung des 19-jährigen Überlegenden.

© REUTERS

Shenzhen in China: Sonnenblumenkerne halfen Erdrutsch-Opfer beim Überleben

Drei Tage liegt ein 19-Jähriger unter Geröllmassen begraben, bis ihn Retter aus den Trümmern ziehen. Sonnenblumenkerne und eine Tür retteten dem jungen Arbeiter in China das Leben.

Für die Helfer in Shenzhen war es die erste gute Nachricht seit Tagen: Mehr als 60 Stunden nach dem verheerenden Erdrutsch in der Stadt im Süden Chinas haben Retter am Mittwoch den ersten Überlebenden aus den Trümmern gezogen. Für andere kam dagegen jede Hilfe zu spät. Wie Staatsmedien berichteten, stieg die Zahl der gefundenen Todesopfer auf insgesamt vier. Für noch immer mehr als 70 Vermisste unter den bis zu zehn Meter hohen Erdmassen sahen Behörden nur noch geringe Überlebenschancen. Die Suche nach Verantwortlichen für die Katastrophe ging weiter.

Der 19-jährige Wanderarbeiter Tian Zeming war gerettet worden, nachdem eine riesige Halde aus ausgehobener Erde und Bauschutt in einem Industriepark der Stadt kollabiert war und Dutzende Gebäude zum Einsturz gebracht hatte. Mit schwacher Stimme erzählte er den Rettern von seinem Überlebenskampf. Eine Zimmertür hatte ihm demnach unter den Massen von Geröll und Schlamm einen kleinen Hohlraum zum Atmen verschafft. Ernähren konnte er sich von einer Packung Sonnenblumenkerne und Grapefruits, die neben ihm gelandet waren.

Laut dem Staatssender CCTV wurde der junge Mann mit Verletzungen an Füßen und Beinen umgehend ins Krankenhaus gebracht. Wegen starker Regenfälle war die gewaltige Deponie am Sonntag kollabiert. Der Erdrutsch begrub mindestens 33 Gebäude, darunter Fabriken und Arbeiterquartiere. 4000 Helfer sind im Einsatz, um nach Überlebenden zu suchen. Wie der Staatssender China National Radio berichtete, nahm die Polizei einen Vizepräsidenten der Firma fest, die das Betriebsrecht für die Schuttdeponie besitzt. Auch Computer der Firma wurden demnach beschlagnahmt.

Anwohner warfen aber vor allem den lokalen Behörden Versagen vor. Sie beklagten, dass die örtliche Regierung schon länger über Probleme an der mit 90 Metern viel zu hoch und steil aufgeschütteten Deponie Bescheid gewusst und nichts unternommen habe. Der US-Sender Radio Free Asia zitierte einen Behördenbericht, der schon im August 2013 von „illegaler“ Lagerung von Bauabfällen schrieb.

Ein anderes Regierungsdokument soll bereits im Januar vor einer möglichen Katastrophe wegen der überfüllten Deponie gewarnt haben. Mehrfach hatten lokale Medien in den vergangenen Jahren berichtet, die rasant wachsende Millionenmetropole habe Probleme, geeignete Lagerplätze für anfallenden Bauschutt zu finden. Shenzhen ist neben Peking und Shanghai eine der fortschrittlichsten Städte Chinas und ein wichtiges Wirtschaftszentrum, das an Hongkong grenzt. (dpa)

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