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Panorama: Sicherheit bei der Bahn: Wie Fahrgäste aus Tunneln gerettet werden

Die Bahn AG hält die Tunnel der Schnellfahrstrecke Hannover-Würzburg auch nach dem ZDF-Bericht vom Wochenende über angebliche Sicherheitsmängel für sicher. Unabhängig davon laufe derzeit ein Nachrüstprogramm für die unterirdischen Schienenwege der Bahn, sagte gestern Bahnsprecher Hans-Georg Kusznir dem Tagesspiegel, in das neue und alte Anlagen einbezogen seien.

Die Bahn AG hält die Tunnel der Schnellfahrstrecke Hannover-Würzburg auch nach dem ZDF-Bericht vom Wochenende über angebliche Sicherheitsmängel für sicher. Unabhängig davon laufe derzeit ein Nachrüstprogramm für die unterirdischen Schienenwege der Bahn, sagte gestern Bahnsprecher Hans-Georg Kusznir dem Tagesspiegel, in das neue und alte Anlagen einbezogen seien. Einer der Hauptkritikpunkte des ZDF-Berichtes war das Fehlen einer zweiten Tunnelröhre zum besseren Zugang für Rettungskräfte sowie von Schutzräumen, in die sich Fahrgäste bei Gefahr flüchten könnten. Für die 1991 in ihrer vollen Länge eröffneten ersten großen Neubaustrecke der Bahn wurde aber ein völlig anderes Konzept mit Rettungszügen entwickelt, was inzwischen auch andere Länder wie die Schweiz übernommen haben.

Die Neubaustrecke Hannover-Würzburg ist mit 76 Tunneln, die zusammen 151 Kilometer lang sind, fast eine U-Bahn. Mit Längen von über 10 Kilometern übertrafen der Landrückentunnel und der Mündenertunnel die bisherigen Bauwerke erheblich. Vorher war der 4,2 Kilometer lange Kaiser-Wilhelm-Tunnel bei Cochem an der Mosel Rekordhalter; abgesehen von den S-Bahn-Tunneln in Berlin, Hamburg, Frankfurt (Main), Stuttgart und München.

Bei einem Unfall soll die Hilfe schnell von außen kommen. Dafür hat die Bahn insgesamt sechs Rettungszüge an der Strecke in Tunnelnähe stationiert. Sie sollen spätestens 30 Minuten nach einer Notfallmeldung an jedem möglichen Unfallort sein. An den Tunnelportalen können die Züge noch örtliche Rettungskräfte aufnehmen. Dort wurden Zufahrtswege für Rettungsfahrzeuge angelegt, weil die Bahnstrecke meist weitab von Straßen verläuft. Außerdem gibt es dort Hubschrauberlandeplätze und zum Teil auch Depots für weitere Rettungsgeräte. Diese Zufahrtswege und Rettungsplätze sollen im Nachrüstprogramm erweitert werden.

Die Züge werden an beiden Enden von Dieselloks gezogen oder geschoben, die von einem Kommando- und Transportwagen aus ferngesteuert werden können. Dazu ist jeweils an den Loks eine Infrarotkamera installiert. Zum Zug gehören außerdem ein Gerätewagen mit Löschfahrzeug und Dieselaggregat, ein Löschmittelwagen mit 20 Kubikmeter Löschwasser und zwei Kubikmeter Schaum, ein Sanitätswagen und ein weiterer Transportwagen.

Da der Zug an beiden Enden Lokomotiven hat, kann er geteilt werden, um mit einer Zughälfte Fahrgäste oder Verletzte aus dem Tunnel fahren zu können. Alle Wagen sind gasdicht und haben eine eigene Sauerstoffversorgung. Dazu gibt es neben den Gleisen noch einen Rettungsweg. Dieses Konzept war mit der Feuerwehr abgestimmt worden.

Bisher wurde nur einmal ein solcher Rettungszug eingesetzt - beim Brand eines Güterwagens im März 1999 in einem Tunnel bei Göttingen. Dabei stellte die Feuerwehr fest, dass die Züge nicht für Unglücke mit Güterzügen und Gefahrguttransporten ausgelegt sind. Zweifel am Rettungskonzept für Menschen gab es nicht. Allerdings war der Rettungszug damals erst von der Feuerwehr am Unglücksort angefordert worden; die Bahn selbst hatte ihren Zug nicht alarmiert, was die Feuerwehr ebenfalls bemängelte.

An der im Bau befindlichen Neubaustrecke Frankfurt (Main)-Köln verzichtet die Bahn auf Rettungszüge und baut stattdessen mehr Notausstiege, weil die Strecke durch Gebiete mit einem gut ausgebauten Straßennetz führt, das schnelle Anfahrten zu den Rettungsplätzen ermöglicht. Im Tunnel gibt es einen 1,6 Meter breiten Rettungsweg, der beleuchtet ist. Die Notausstiege liegen maximal 500 Meter auseinander, wo ein Schleusenraum bei Feuer Schutz bietet. Von der Schleuse führen Löschwasserleitungen in den Tunnel. Eine Extra-Röhre für Rettungskräfte gibt es aber auch hier nicht. Ähnlich sieht das Konzept für den - mit 3,5 Kilometer Länge vergleichsweise kurzen - Nord-Süd-Tunnel der Bahn in Berlin aus, der 2006 fertig sein soll.

Einen Rettungsstollen hat man dagegen am 50,5 Kilometer langen Kanaltunnel zwischen England und Frankreich angelegt. Er liegt zwischen den beiden Tunnelröhren, die je ein Gleis haben und ist alle 375 Meter mit diesen verbunden. Die Röhren der Bahn in Deutschland sind dagegen zweigleisig.

Jedes Konzept habe Vor-und Nachteile, sagte gestern ein Experte. Und eins müsse klar sein: Eine hundertprozentige Sicherheit werde es nie geben. Die Bahn sei aber nach wie vor das sicherste Verkehrsmittel, betonte Bahnsprecher Kusznir.

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