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Panorama: Sie lächeln plötzlich

Bei den sonst so ernsten Models ist das kein gutes Zeichen – die Pariser Mode kämpft mit der Finanzkrise

Paris - Eigentlich ziehen Models immer todernste Mienen auf, wenn sie über den Laufsteg staksen. Das wirkt cool. Bei den am Sonntag zu Ende gegangenen Pariser Prêt-à-Porter-Schauen für Frühjahr/Sommer 2009 sahen Besucher plötzlich und unvermittelt Models, die offen lächelten. Ganz unbekümmert ließ Sonia Rykiel ihre Models wirken, bloß keinen Ernst aufkommen lassen, hieß die Devise.

Sind die Zeiten so hart geworden, dass Models plötzlich lächeln müssen? Ist es das letzte Zeichen, dass jetzt alles bergab geht? Die Mode – und nicht nur die Mode – tanzt auf dem Vulkan. Äußerlich ließen die großen Designerhäuser sich die Rezessionsängste wenig anmerken. Die Defilees waren gerappelt voll, es gab Partys, eine davon auf dem Eiffelturm, und eine Ladeneröffnung jagte die andere: Ralph Lauren an der Avenue Montaigne, Barbara Bui mit einem neuen Flaggschiff an der ähnlich feinen Rue du Faubourg Saint Honoré, Miyake an der Rue Royale und Bulgari an der Avenue George V.

Doch unter der Oberfläche brodelt es. Die Budgets wichtiger Einkäufer sind radikal gekürzt, und den Redakteuren elitärer Hochglanzmagazine ist Besorgnis anzumerken. Verkaufsgerüchte machen die Runde. So wurde über die Veräußerung eines wichtigen Aktienpakets der Marke Lanvin an einen ungenannten Investor in Quatar gemunkelt.

Als am Samstag dann die Nachricht bestätigt wurde, der Shootingstar, die erst seit zwei Saisons für das Modehaus Valentino arbeitende Alessandra Facchinetti, werde nach ihrem sehr gelungenen Debüt das Traditionslabel verlassen, sahen dies viele als schlechtes Omen.

Mit Würde durch die Krise: Angesichts der düsteren Szenarien, die vom amerikanischen Markt nach Europa ziehen, fragen sich auch in der sonst so abgehobenen Luxusbranche viele, warum überhaupt noch jemand teure Kleider kaufen sollte. Mit Finesse und Geschick senden die Modemacher ihre Antwort über die Laufstege: Weil sie originell, kunstvoll und dennoch leichthändig gemacht sind. Jetzt nichts zu wagen, auf edle Basics zu setzen, die die Kundinnen schon im Schrank haben, wäre ein Fehler. Zuviel Avantgarde hingegen kann ebenfalls das Aus bedeuten. Und so feilen die Schneider an ihrer Handschrift und verbinden Kreativität mit Tragbarkeit.

Unaufgeregte und liebevoll gemachte Kollektionen dominierten die Schauenwoche. Am Wochenende waren dafür noch einmal gute Beispiele zu sehen, allen voran die Präsentation von Jean Paul Gaultier für Hermès. Wolfgang Joop schickte für seine Wunderkind-Kollektion einen Mix aus Armee-Stil in hellen Grau- und Khaki-Tönen und weichen fließenden Seidenkleidern mit sehr schönen Drucken über den Laufsteg. Fein gezeichnete Blütendrucke wirkten japanisch angehaucht, daneben gab es große bunte Kreismuster und flammend rote Rosen auf grauem Grund. Joop sandte die richtige Botschaft für die kommende, für viele Häuser mit Sicherheit schwierige Saison: Originell, aber dennoch lässig und selbstverständlich müssen die Entwürfe sein, um in solchen Zeiten zu bestehen. Tsp/dpa

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