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Panorama: Sieg mit Walprogramm

Der Schutz der Meeressäuger bleibt Thema – Japan kann sich bei Fangkonferenz nicht durchsetzen

Berlin - Der ersten Abstimmung fiebern Walschützer und Waljäger jedes Jahr gespannt entgegen. Denn bei der Jahrestagung der Internationalen Walfangkonferenz (IWC) zeigt sich immer erst dann, ob Japan es diesmal geschafft hat, die Mehrheit zu Gunsten der Walfänger zu kippen. Am Sonntagabend hegte Matthias Berninger (Grüne), Staatssekretär im Verbraucherschutzministerium, noch böse Befürchtungen. Am Montag musste Japan dann aber erleben, dass doch nicht genügend Verbündete im südkoreanischen Ulsan eingetroffen waren, um Abstimmungen in der IWC künftig nur noch geheim stattfinden zu lassen, das Thema Walschutz von der Tagesordnung zu kippen und die IWC für die Ausweisung von Walschutzgebieten unzuständig zu erklären.

Die IWC hat 66 Mitgliedstaaten, stimmberechtigt ist aber nur, wer anwesend ist und seine Mitgliedsbeiträge bezahlt hat. Da rücken dann ganze Delegationen mit Geldkoffern an, um kurz vor Konferenzbeginn die Beiträge noch schnell in bar zu entrichten, um mitstimmen zu können.

Seit Jahren wirbt Japan – durchaus mit Erfolg – neue Mitglieder für die IWC. Nicht allein Nichtregierungsorganisationen wie Greenpeace oder die Walschutzorganisation WDCS werfen Japan vor, dabei nicht nur gute Worte einzusetzen, sondern auch gezielt Entwicklungshilfe als Lockmittel zu benutzen. Auch Berninger wirft Japan solch unlautere Methoden vor, um das Walfangmoratorium von 1986 zu kippen. Die jüngsten Neumitglieder sind Kamerun, Gambia, Togo und der Inselstaat Nauru. Auch in den Jahren zuvor waren es überwiegend kleine karibische Inselstaaten, die plötzlich mit japanischen Entwicklungshilfemitteln große Fischereihäfen bauten, oder afrikanische Staaten, die Tokio für das Gremium gewinnen konnte.

Aber auch die Walfreunde sind nicht faul. Ein Masseneintritt von Walschützern vor knapp 20 Jahren hat den Beschluss, den Walfang vorläufig zu verbieten, 1986 erst möglich gemacht. Berninger sagte dem Tagesspiegel: „Auch wir werben für den Eintritt in die Walfangkommission.“ Die Slowakei und Tschechien sind dieses Jahr beigetreten. Und Berninger legt Wert darauf, dass Deutschland, die USA, Australien und Großbritannien ihre Verbündeten in der Konferenz nicht „einkaufen“, sondern mit Argumenten überzeugen.

Allerdings haben beide Seiten das Problem, dass ihre Verbündeten nicht immer besonders zuverlässig sind. Die Walfreunde telefonierten am Montag verzweifelt und stundenlang Indien hinterher, um doch noch eine Delegation nach Südkorea zu bekommen. Japan hatte dasselbe Problem mit Togo, das bis Montagabend auch noch nicht erschienen war.

Die Abstimmungen waren so knapp, dass beide Seiten weiterkämpfen werden. Die Entscheidung, über einen besseren Schutz für die Wale zu diskutieren, fiel mit 28:29 Stimmen. „China, das sonst oft auf der Seite Japans steht, hat für den Walschutz gestimmt“, sagte Berninger. Japan hat schon angekündigt, seine sich selbst erteilten Quoten für den so genannten wissenschaftlichen Walfang zu verdoppeln. Außerdem will Japan erstmals Wale fangen, die auf der roten Liste stehen – 50 Finn- und 50 Buckelwale. Beim wissenschaftlichen Walfang werden Wale getötet, die Fische in ihrem Magen werden gezählt, und das Fleisch landet am Ende in Tokios Spezialitätenrestaurants oder in japanischen Kindertagesstätten.

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