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Panorama: Siesta fürs Herz

In heißen Ländern gibt es weniger Kreislaufleiden – der Mensch passt sich an

Ganz krank vor lauter Hitze – so fühlen sich hierzulande im Moment viele, die noch vor kurzem den langen Winter verflucht haben. Tatsächlich ist es nicht sehr angenehm, den Tag in einem aufgeheizten Großraumbüro zu verbringen. Aber macht die Hitze deshalb wirklich krank? Herzinfarkt ist eine der häufigsten Todesursachen. Aber den Daten verschiedener großer Studien zufolge sterben daran mehr Menschen bei großer Kälte und bei extremen Wetterumschwüngen als während einer stabilen Phase hochsommerlichen Wetters. Sinken die Temperaturen unter minus 4 Grad Celsius, dann steigt die Häufigkeit akuter Herzinfarkte einer französischen Studie zufolge deutlich an.

Dass die Wärme nicht aufs Herz schlagen muss, zeigen auch Ländervergleiche. Eine große Studie der WHO, in die 21 Länder einbezogen waren, ergab, dass nord- und osteuropäische Länder die meisten Infarkt-Toten zu beklagen haben: An der Spitze steht Finnland, es folgen Polen, Russland, Litauen, Tschechien, Schottland, Nordirland und Dänemark. Das lässt vermuten, dass weit mehr als das Klima der persönliche Lebensstil das Infarktrisiko bestimmt.

Menschen, die schon unter Herzproblemen leiden, merken aber, dass sie die hohen Temperaturen schlecht vertragen. „Müdigkeit, Schwindel, Muskelkrämpfe und Verwirrtheit können die Folgen sein. Und in Extremfällen droht sogar ein Hitzschlag mit Kreislaufkollaps“, warnt die Deutsche Herzstiftung. Am wichtigsten ist es für alle, genug zu trinken, um die verlorene Flüssigkeit zu ersetzen. Derzeit würden viele alte Menschen mit Kreislaufproblemen oder sogar in nicht ansprechbarem Zustand auf der Rettungsstelle eingeliefert, die dann gleich Flüssigkeit per Infusion brauchten, heißt es aus dem Kreuzberger Vivantes-Klinikum Am Urban. Auch Menschen, die wegen einer Herzschwäche nicht viel trinken dürfen, sollten an heißen Tagen ihre Trinkmenge etwas steigern. Auch Bewegung ist nicht tabu. „Allerdings sollte man sportliche Aktivitäten an wirklich heißen Tagen auf die frühen Morgenstunden oder auf den späten Abend verlegen“, sagt Thomas Wendt, Ärztlicher Leiter des Rehazentrums Bad Nauheim. Im kühleren Wald sind die Ozonwerte niedriger, auf dem Fahrrad weht dem Fahrer ein angenehmer Wind um die Nase. Dass man die Hauptaktivitäten des Tages nicht in die heißen Mittagsstunden verlegen sollte, kann man Bewohnern der Mittelmeerländer abschauen – die die Hitze nicht „kränker“ macht. Eine Siesta und ein leichtes, „mediterranes“ Mahl mit viel Salat, Gemüse und Obst erfrischen. Der Nutzen der mediterranen Diät für die Gesundheit von Herz und Herzkranzgefäßen ließ sich in einigen großen Studien nachweisen. Wer die sommerliche Hitze von klein auf gewöhnt ist und gelernt hat, sich angemessen zu verhalten, tut sich damit leichter als der Nordeuropäer, der nur selten einen derart heißen Sommer erlebt. Akklimatisieren könne man sich jedoch auch durch regelmäßige Saunagänge, meldet jetzt – nicht ganz uneigennützig – der Geschäftsführer des Deutschen Saunabundes, Rolf-Andreas Pieper. Saunagänge seien ein gutes vorbereitendes Hitzetraining.

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