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Sommergewitter: Tote und Verletzte bei Unwettern

Bei verheerenden Unwettern mit Orkanböen und sintflutartigen Regenfällen sind in der Nacht zum Samstag in Deutschland zwei Menschen ums Leben gekommen und Dutzende verletzt worden.

Hamburg/Prag/Genf (30.07.2005, 16:37 Uhr) - In Tschechien und Polen wurden zwei Männer durch Blitze getötet. In der Schweiz hingen vier Urlauber in 80 Metern Höhe in einer Seilbahn fest. Es entstanden Millionenschäden: Bäume wurden entwurzelt, Dächer abgedeckt, Stromleitungen beschädigt. Vielerorts gingen im Sekundentakt Notrufe ein. «Es hagelt taubeneigroße Körner», sagte ein Polizeisprecher.

Meteomedia registrierte in ganz Deutschland innerhalb von sechs Stunden 104.000 Blitze, so viele wie noch nie seit der Wetterdienst solche Daten erfasst. Die mit 191 Kilometern pro Stunde stärksten Orkanböen wüteten im sächsischen Zinnwald-Georgenfeld. Örtlich prasselte in ein bis zwei Stunden eine Regenmenge wie sonst in einem ganzen Monat nieder, wie Meteomedia-Chef Jörg Kachelmann sagte. Den Rekord verzeichnete Kloster auf der Ostseeinsel Hiddensee mit 76 Litern pro Quadratmeter.

Auf einem Volksfest in Forchheim (Bayern) wurde am Freitagabend ein 43-jähriger Mann aus Rheinland-Pfalz von einem Ast erschlagen. Ein 15-jähriges Mädchen kam mit Verdacht auf Querschnittslähmung ins Krankenhaus. Auf einem Campingplatz bei Feilitzsch nahe Hof in Oberfranken wurde ein Zeltlager von 65 Schülern «regelrecht vom Platz gefegt», berichtete die Polizei. Die Kinder wurden in Sicherheit gebracht.

Im oberpfälzischen Leuchtenberg wurden vier Besucher eines Open-Air-Konzerts auf der Burg Leuchtenberg von einem umstürzenden Baum getroffen und erheblich verletzt. Die rund 1200 Konzertbesucher mussten das Gelände verlassen, kurzzeitig kam es zu Panik, wie ein Polizeisprecher sagte. Auch das Bardentreffen in Nürnberg musste am späten Abend wegen des Unwetters abgebrochen werden. Die Polizei geht allein in Franken von mehreren Millionen Euro Schaden aus.

In Baden-Württemberg verunglückte wetterbedingt ein 35 Jahre alter Autofahrer tödlich. Auf der Autobahn 8 im Kreis Esslingen kam er bei Aquaplaning ins Schleudern und prallte auf ein Pannenfahrzeug. In Karlsruhe wurden drei Männer bei einem Blitzeinschlag verletzt. Wie die Polizei mitteilte, spielten die 35, 36 und 67 Jahre alten Männer Fußball, als sie von einem Gewitter überrascht wurden. Sie suchten Schutz unter einem Baum, in den im selben Moment der Blitz einschlug.

Beim Motorrad-Grandprix auf dem Sachsenring wurden laut Polizei 41 Camper durch umherfliegende Zeltteile verletzt, 18 wurden in Krankenhäuser gebracht. Bäume und Lichtmasten knickten um, Keller und Straßen wurden überflutet. Nahe dem sächsischen Johanngeorgenstadt tobte ein Tornado und schlug eine 150 Meter breite Schneise, wo kein Baum mehr steht.

In Höhe Hohenleipisch-Elsterwerda (Brandenburg) fuhr in der Nacht ein Schnellzug auf der IC-Strecke Berlin-Dresden in eine Schlammlawine. Die etwa 90 Reisenden konnten erst in den frühen Morgenstunden aus dem Zug geholt werden. Die Gleise waren noch am Mittag gesperrt. In Mendig in der Eifel (Rheinland-Pfalz) konnte sich die Kölner Musikgruppe BAP in Sicherheit bringen, bevor mehrere Bäume auf die Bühne stürzten.

Nach Tornados in Frankreich und Großbritannien jetzt auch Wetterchaos in Polen, Tschechien, der Schweiz und den Niederlanden: Auf Basel prasselten in der Nacht nussgroße Hagelkörner herab, Bäume wurden entwurzelt, Keller überflutet. In Niederrickenbach (Kanton Nidwalden) saßen vier Urlauber in einer Seilbahnkabine fest. Sie mussten aus 80 Metern Höhe abgeseilt werden. Eine Sturmböe hatte das Zugseil aus der Rolle gerissen. Im Kanton Genf wurde ein Campingplatz evakuiert.

In den Niederlanden setzten heftige Regenfälle ganze Landstriche unter Wasser. Betroffen waren vor allem die Provinzen Limburg nahe der Grenze zu Deutschland sowie Nord-Brabant. Gewaltige Fluten drückten Kanaldeckel nach oben. In Tschechien tötete ein Blitz einen Mann, der unter einem Baum Schutz gesucht hatte. In Westböhmen stürzte ein Baum auf das Auto einer vierköpfigen Familie, sie wurden verletzt ins Krankenhaus gebracht.

In Polen wurde am Freitagabend ein 53-jähriger Mann aus Lodz von einem Blitz getroffen und getötet, mindestens 20 Menschen wurden bei Unwettern verletzt. In mehreren Stadtteilen in der Hauptstadt Warschau brach die Stromversorgung zusammen, der Zug- und Straßenbahnverkehr kam vorübergehend zum Erliegen. (tso)

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