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Panorama: Sonne im Herzen

Königin Elizabeth II. begrüßte an ihrem 80. Geburtstag in Windsor ihre treuen Untertanen

London - So ganz ging der „einzige wirkliche Wunsch“ der Queen zum Geburtstag nicht in Erfüllung. Ein „schöner sonniger Tag“ sollte ihr 80. werden. Doch Petrus war nicht in Partylaune. Es blieb am Freitag kühl auf der britischen Insel. Aber das konnte die Stimmung der Tausenden nicht trüben, die Elizabeth II. im Provinzstädtchen Windsor jubelnd begrüßten – mit Sonne im Herzen.

Ein Meer von kleinen Union Jacks und Fähnchen mit dem roten St.-Georgs- Kreuz auf weißem Grund wehte der 80-Jährigen entgegen, als sie in einem fuchsienroten Kostüm und gleichfarbigem Hut das Tor von Schloss Windsor zum Rundgang in ihrer Residenzstadt verließ. Dazu trug sie schwarze Lederhandschuhe und die unvermeidliche Handtasche über dem Arm. Mit 21 Salutschüssen begann die Zeremonie in Windsor, dann läuteten Kirchenglocken überall im Land. Die Regimentsband der Irish Guards, der Leibwache für die königliche Familie auf dem nahezu tausend Jahre alten Windsor Castle, spielte „Happy Birthday“. Auf dem großen Turm wehte „The Royal Standard“, die persönliche gold-blau-rote Flagge der Königin – und zwar in der Sondergröße 5,80 mal 11,60 Meter. Nur zu ganz besonderen Anlässen wird sie in der XL-Version aufgezogen – zuletzt bei der Hochzeit von Thronfolger Prinz Charles und Camilla Parker Bowles, die gleich um die Ecke im Standesamt von Windsor stattfand.

Die einst umstrittene Eheschließung des Thronfolgers ist erst gut ein Jahr her, aber am Ehrentag der Queen wollte niemand in Windsor an die Querelen im Königshaus erinnert werden. Nicht vergessen, aber vergeben ist, dass Elizabeth II. nach dem Tod von Prinzessin Diana zunächst keine Trauer zeigen wollte. Am Freitag zeigte der Jubel entlang ihrer Wegstrecke vom Schlosstor Henry VIII. durch das Zentrum der Kleinstadt über die Thames Street bis zur Jubilee Arch: Niemand anders als Elizabeth II. ist Großbritanniens wahre „Königin der Herzen“. Mit 80 ist die Queen mindestens wieder so populär wie sie es vor der schlimmen „Diana-Krise“ war.

Die ersten Monarchisten waren schon am frühen Morgen gekommen, um sich die besten Plätze hinter den Absperrungen zu sichern – vielleicht gar eine gute Winkposition vor einer der vielen Kameras aus aller Welt, die das „Bad in der Menge“ live übertrugen. Auch etliche Deutsche waren angereist. Manche eher zufällig, wie die Heidelbergerin Ursula Schmidt ZDF-Reportern in die Kamera sagte. Sie war mit ihrem Volkshochschul-Englischkurs per Bus nach Windsor gekommen. „Das ist Zufall, dass wir zum Geburtstag hier sind. Aber jetzt wollen wir uns das natürlich nicht entgehen lassen.“ Andere sahen ihre Teilnahme als bewusste Demonstration für die Monarchie und Treuebeweis für die Queen. „Sie war nie in einen Skandal verwickelt und hat ihre Pflichten bestens erfüllt“, sagte der 65-jährige Colin Edwards aus Wales, der der Königin schon seit Jahrzehnten hinterherfährt. „Ich hoffe, dass sie das Alter ihrer Mutter erreicht und noch mindestens 20 Jahre lang regieren wird.“ Mit ihrer weltbekannten Mimikmischung aus gnädiger Freundlichkeit und „stiff upper lip“ nahm die Queen zunächst den Wachwechsel der Walisischen Garde ab. Etwas freundlicher, aber immer etwas kühl schritt sie dann die Reihen ihrer Untertanen ab. Im Schlepptau Prinz Philip, der im Juni 85 Jahre alt wird, im wettergerechten Regenmantel. Immer wieder nahm sie Geschenke entgegen. Vor allem Unmengen von Blumen, aber auch eine CD der Popband Arctic Monkeys.

Nicht in allen britischen Herzen herrschte indes eitel Freude und Sonnenschein. „Lasst uns der Königin einen glücklichen Geburtstag wünschen. Und wenn sie von uns gegangen ist, lasst uns diese aberwitzige Institution zu Grabe tragen“, schrieb der linksliberale „Guardian“. Der liberale „Independent“ ging noch weiter: Er berichtete im gesamten Blatt mit keiner Zeile über die Queen. Auf der Titelseite prangte aber ein großes Foto des Königs von Nepal, den sein Volk gerade zu stürzen versucht. Die Schlagzeile dazu: „Der letzte Auftritt einer Monarchie.“ dpa

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