zum Hauptinhalt
Noch nicht so Schwarze Mamba.

© Illustration: Andree Volkmann

Berliner Schnauzen (48): Die Schwarze Mamba

Erst flüchtet sie, dann beißt sie - und wie. Die Mamba ist eine der giftigsten Schlangen der Welt.

Die Überraschung zuerst: Die Schwarze Mamba ist überhaupt nicht schwarz. Hellgrau glänzt ihre Haut, ein kleiner Stich ins Olive. Warum sie trotzdem Schwarze Mamba heißt? Man möchte keinem raten, leibhaftig die Antwort erleben zu müssen. Es könnte nämlich sein, dass dann sein letztes Stündlein geschlagen hat.

Schwarz ist das Maul der Schlange, wenn sie es aufreißt, zischt, ihre Zähne zeigt und blitzschnell zubeißt. Sie kann eine gewaltige Menge Gift abgeben. Dabei genügen schon drei Tropfen ihres tödlichen Cocktails, um einen ausgewachsenen Menschen binnen 20 Minuten sterben zu lassen. Wie gut, dass auf der Schlangenfarm des Tierparks in einem Nebenzimmer das Gegengift steht.

Sie haben es allerdings noch nie gebraucht. In den 29 Jahren, in denen sie im Terrarium arbeitet mit all diesen hochgiftigen Kriechern, hat es noch nie einen Biss gegeben, sagt Grit Vogt, stellvertretende Revierleiterin. Das liegt daran, dass sie mit allergrößter Vorsicht zu Werke gehen. Immer zu zweit beim Füttern, bei diesem kniffeligen Moment, wenn sie die Glasscheiben der Käfige öffnen und die (aufgetaute) Tiefkühlkost hineinwerfen. Ratten oder große Mäuse. Wie gut, dass die Mambas nur alle zwei bis drei Wochen Hunger haben. „Ich habe keine Angst“, sagt Grit Vogt, „aber einen Heidenrespekt, Adrenalinspiegel bei 120 Prozent.“

Zwei Mambas liegen hinter der Glasscheibe, ein Pärchen, 18 Jahre sind sie alt. Seit 2007 wohnen sie hier, stammen nicht aus Ost- oder Südafrika, wo ihr natürlicher Lebensraum ist, sondern sind bei einem privaten Züchter groß geworden. Ziemlich groß: Drei Meter misst jede, bei einer Dicke von etwa vier Fingern. Manche Mambas bringen es auf mehr als vier Meter. Damit sind sie die längsten Giftschlangen Afrikas. Und die gefährlichsten.

Dass die beiden Berliner Mambas in Gefangenschaft aufgewachsen sind, ist für ihre Pfleger eher erfreulich. „Sie haben ihre hohe Aggressivität verloren“, sagt Grit Vogt. Aber sie sagt gleich dazu, dass die Schwarze Mamba auch in der freien Natur keineswegs nur angriffslustig ist. Wenn sie sich bedroht fühlt, versucht sie zuerst einmal zu fliehen. Und zwar mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit. Usain Bolt hätte Schwierigkeiten, ihr zu folgen. Nur wenn es gar nicht mehr anders geht, schaltet sie auf Angriff um. Da richtet sie sich bedrohlich auf, einen Meter fast, ein dramatischer Anblick, und lässt in ihren schwarzen Rachen schauen.

Jetzt, im Tierpark, ist davon nichts zu sehen. Faul liegen die beiden Tiere nebeneinander und tun das, was Schlangen eben tun, sie schlängeln ein wenig herum, klettern auf den kleinen Philodendron, den man ihnen als Gerüst in ihre Gefangenschaft gestellt hat, und zeigen ihre gespaltenen Zungen. Voneinander wissen wollen die beiden wenig. Mambas sind Einzelgänger, finden nur kurz zur Paarung zusammen und verabschieden sich danach auf Nimmerwiedersehen. Auch um ihren Nachwuchs kümmern sie sich nicht. Der schlüpft, wenn auch klein, schon voll entwickelt aus dem Ei.

Weil die Schwarze Mamba so gern klettert, macht sie es sich übrigens gerne auf dem Dachboden von Häusern gemütlich. Kein wirklich schöner Gedanke für Afrika-Reisende.

SCHWARZE MAMBA IM TIERPARK

Fütterungszeiten:  unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Interessanter Nachbar: Klapperschlangen, Kobras und was sonst noch kriechen kann

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false