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Zetert wie eine Gans: der Kubaflamingo.

© Illustration: Andree Volkmann

Berliner Schnauzen (70): Der Kubaflamingo

Diese Vögel würden in unseren Breiten normalerweise keinen Farbstoff für ihr Gefieder bekommen. Dann kamen Zoologen auf eine Idee.

Aus der Küche kennt man das ja, aber aus der Vogelzucht? „Ja, doch, Paprikapulver“, versichert Martin Kaiser, Vogelkurator im Tierpark. „Edelsüß.“ Das sei einer der Tricks, um das mit dem Gefieder hinzubekommen.

Die im Gegensatz zum hellrosa Chileflamingo deutlich dunklere Färbung hat der Kubaflamingo nämlich nicht von Geburt an. In freier Wildbahn nimmt der in der Karibik heimische Vogel beim Verspeisen von Algen und Kleinkrebsen rotfärbende Caratonide auf.

Doch da solches Futter in Zoos in der Regel Mangelware ist, muss man eben ein wenig tricksen, damit die Tiere nicht nach dem jährlichen Wechsel des Federkleides plötzlich deutlich heller sind.

Früher sei das schon mal vorgekommen, sagt Kaiser. Also ist den heute verfütterten Pellets ein künstlicher Farbstoff zugesetzt – aber mit ein wenig Paprikapulver kann man da eben noch ein wenig mehr nachhelfen.

Den schlanken Vögeln scheint es nicht zu schaden. Langsam staksen sie durch das flache Wasser im Gehege, und machen, was sie eigentlich den ganzen Tag über machen: mit nach vorne gebeugtem Hals kopfüber Flüssigkeit in ihren gebogenen Schnabel saugen, beim Ausspucken alle festen Stoffe ausfiltern und gelegentlich den Stand von links nach rechts verlagern.

„Das entspannt die Füße“, sagt Kaiser. Was aussieht wie das Kniegelenk in der Mitte des Beines, ist in Wahrheit nämlich die Ferse. Den ganzen Tag auf Zehenspitzen laufen? Das klingt in der Tat anstrengend.

Sitzen, also eigentlich stehen, können die Tiere dann für gut 30 Tage im Jahr, wenn es ums Brüten geht. Das wird auf kleinen, aus Schlamm gebauten Hügeln vollzogen. So soll der Nachwuchs vor dem steigenden und fallenden Meeresspiegel geschützt werden.

Wer die nächsten Verwandten des Flamingos sind, hört man deutlich, wenn die Tiere dann und wann die auf der Unterseite schwarzen Flügel spreizen. Dann klingt es aus dem Gehege wie aus einem Gänsestall.

Seit den 1950er Jahren sind die Vögel im Tierpark heimisch. 40 Chileflamingos, 90 Kubaflamingos sind es heute. In diesem Jahr sind sechs Jungtiere dazugekommen, die allerdings bald in den Kölner Zoo umziehen müssen.

„Die Tiere dürfen nicht mehr wie früher flugunfähig gemacht werden“, sagt Kaiser. Und da die Flamingos im Tierpark nicht in einer Voliere gehalten werden, würden sie sich wohl einfach davonmachen – was im schlimmsten Fall schnurstracks in den Löwenkäfig oder Straßenverkehr führt und ein ansonsten gerne 50 Jahre langes Leben vorzeitig beendet.

Den Rekord hält übrigens ein Exemplar aus Australien, das 83 Jahre wurde, sagt Kurator Kaiser. In freier Wildbahn haben Flamingos ein deutlich kürzeres Leben und werden rund 20 bis 30 Jahre alt.

Aber nochmal zurück zum Paprikapulver. Das verlockt natürlich zu Gedankenspielen ... Ließe sich der Kubaflamingo mit Currypulver oder Wacholderbeeren denn dann auch gelb oder lila färben? Kaiser schüttelt den Kopf. „Das würde nicht klappen“, sagt er. „Andere Farbstoffe als rote werden vom Körper nicht angenommen.“

Von Experimenten rät er also ab. Ist vielleicht besser so, bei einem Vogel, der unter Artenschutz steht.

DER KUBAFLAMINGO IM TIERPARK

Nachwuchs: ein Ei pro Paar

Besonderheiten: Flamingos gehen lange Beziehungen ein und brüten gemeinsam

Interessanter Nachbar: Trampeltier, Graupapagei, Asiatischer Rothund

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