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Ein Mohrenmaki-Weibchen.

© IMAGO

Berliner Schnauzen (8): Der Mohrenmaki

22 Affenarten gibt es im Berliner Tierpark. Eine davon hat ein verstörendes Hobby - und ein sehr praktisches Gebiss.

Erste Überraschung im Affenhaus: Bananen sind gar nicht gut! Gäbe man die etwa Blutbrustpavianen zu fressen, bekämen die Tiere bald Durchfall und müssten qualvoll verhungern. Schuld sind empfindliche Bakterienkulturen im Magen, die keine Kohlenhydrate vertragen, sagt Tierarzt Andreas Pauly. Dem Mohrenmaki, Eulemur macaco, erginge es etwas besser: „Der wird von Bananen einfach bloß fett.“ Und hat dann allerdings keine Lust mehr, sich fortzupflanzen. Auch unvorteilhaft für eine Spezies, die vom Aussterben bedroht ist. Also gibt’s stattdessen Gemüse.

22 Affenarten stehen im Tierpark unter Andreas Paulys Aufsicht. Der Mohrenmaki heißt so, weil alle Männchen pechschwarz sind und bis heute kein Mensch an Umbenennung gedacht hat. Dagegen ist das Körperfell der Weibchen braun bis weißgrau gefärbt, so dass Biologen lange glaubten, es handele sich um zwei getrennte Arten. Neugierig und enorm zutraulich sind sie. Wenn Pauly das Außengehege betritt, wird er bald von Mohrenmakis besprungen und beklettert. Dabei grunzen sie. Passt der Tierarzt nicht auf, fangen sie an, auf seinen Schultern ihrer eigentlichen Lieblingsbeschäftigung nachzugehen. Mohrenmakis riechen streng und markieren mit ihren Analdrüsen alles, was sich irgendwie markieren lässt. Jeden Morgen reiben sie ihre Hintern ausgiebig an den Baumstämmen und Steinen des Außengeheges. Weil das abends nämlich von den benachbarten Halsbandmakis genutzt wird. Deren Gerüche müssen überdeckt werden.

Mohrenmakis gehören zur Familie der Lemuren und leben nur auf Madagaskar. In den vergangenen 50 Jahren sind dort die meisten Wälder gerodet worden, und seit der Präsident weggeputscht wurde, töten Jäger die Makis sogar in den verbliebenen Naturschutzgebieten.

Jede Mohrenmaki-Gruppe wird von einem Weibchen dominiert, Rangkämpfe tragen die Tiere durch gegenseitiges Verscheuchen und Fellbüschelausreißen aus. Damit zählt der Mohrenmaki bereits zu den militanteren Lemurenarten: Der Katta etwa streitet sich lediglich per sogenanntem Stinkkampf, wofür er seinen Schwanz mit Armdrüsensekret einschmiert und ihn dann in Richtung des Rivalen wedelt. Wer übler riecht, gewinnt.

Häufiger als Streits lässt sich im Tierpark das Putzverhalten beobachten. Die untere Zahnreihe der Mohrenmakis steht fast waagerecht, sodass sich die Tiere gegenseitig durchs Fell fahren, ihre Zähne wie einen Kamm verwenden können. Das andere zentrale Putzwerkzeug befindet sich am Hinterfuß. Die zweite Zehe hat einen auffällig langen Nagel, mit dem sich etwa in Ohren herumpulen lässt. Zoologen nennen das Ding „Toilettenkralle“.

Warum Lemuren praktisch nur auf Madagaskar vorkommen, darüber gibt es verschiedene Theorien. Die gängigste lautet: Auch auf dem afrikanischen Großkontinent lebten einst Lemuren. Dort wurden sie jedoch von stärkeren und intelligenteren Affen verdrängt. Weil es aber einige Exemplare, möglicherweise auf Baumstämmen, bis nach Madagaskar schafften, konnten sie sich dort ausbreiten. Natürlich kann es auch ganz anders gewesen sein, sagt Andreas Pauly. „War ja keiner dabei.“ Doch solange niemand das Gegenteil beweist, gilt unter Wissenschaftlern die Treibholz-These.

Mohrenmaki im Tierpark:

Anzahl: 5, darunter 1 Neugeborenes; vor Ort seit:1985; interessante Nachbarn: Rotscheitelmangabe, Halsbandmaki

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