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Hyazintharas ernähren sich nicht nur von Nüssen, sondern auch von Samen und Trieben.

© imago/imagebroker

Berliner Schnauzen: Dieser Papagei hat ein ganz schön dickes Ding

Der Hyazinthara ist in den Wäldern Südamerikas hervorragend aufgestellt. Trotzdem geht es dem prachtvollen Vogel gerade an den Kragen.

Dieser Papagei hat ein ganz schön dickes Ding. Solch einen kompakten Schnabel, der so groß wie eine Faust und dank seiner beweglichen Unter- und Oberkiefer gut verstellbar ist, hätten andere Arten auch gern. Damit ist der Hyazinthara in den Wäldern Südamerikas hervorragend aufgestellt, er spezialisiert sich nicht wie einige Aras auf besondere Palmnüsse, sondern verspeist ebenso Samen und Triebe und kann daher auf verschiedene Nahrung ausweichen. Ein Vorteil in der Evolution. Trotzdem geht es dem größten aller Papageien gerade an den kobaltblauen Kragen.

Es ist natürlich der Mensch, der dieses Wunderwerkzeug der Natur nicht zu schätzen weiß, das wuchtige Horn vollkommen ignoriert und nur auf den blauen Federschmuck stiert. Fällt ja auch schwer, ihn zu übersehen. Bis zu einen Meter groß werden die prachtvollen Vögel, getunkt in die Farbe der Könige und von ihnen begehrt wie Kostbarkeiten. Das war schon vor Jahrhunderten der Fall, als noch indigene Völker das heutige Brasilien besiedelten. Bei ihnen galt eine Feder der Riesen als eine Art Währung, erzählt Tobias Rahde, verantwortlicher Kurator im Vogelhaus. Nistbäume der Aras wurden bewacht, um ihre Kontrolle entfachten sich Konflikte. Denn unterhalb der Nester war die Chance, dass eine lange Feder auf den Boden fiel, deutlich größer als im Dickicht des Dschungels. Gejagt wurden die Hyazintharas wohl nicht. Wer bringt sich schon um seine eigene Wohlstandsreserve?

Der Bestand nimmt dramatisch ab

Mit dem Beginn der Kolonialisierung waren die Tiere keinesfalls gerettet. Noch weit bis in die 1980er Jahren hinein hielten Menschen in Europa diese Vögel in Käfigen, als wären sie eine schrille Raumdeko. Rahde erinnert sich gut an seine Besuche in niedersächsischen Zoohandlungen, als er ein Kind war, und wie er das blaue Gefieder bestaunte. Nach wie vor, Dutzende Aufklärungsdokumentationen und Schutzabkommen später, seien die Tiere in der „neureichen Mittel- und Oberschicht“ als Statussymbol beliebt. Sie werden „verheizt“, sagt der Biologe. Denn natürlich pflanzen sich unter solchen Bedingungen nur wenige Exemplare fort.

Dass der Bestand dramatisch abnimmt, liegt außerdem am Raubbau an der Natur. Höchstens ein Viertel ihres ursprünglichen Habitats bewohnen die Hyazintharas heute, im Pantanal, dem größten Feuchtgebiet Südamerikas und schwer zugänglichen Nationalpark, sind sie noch scharenweise anzutreffen. Wie sehr die Vögel unter dem Verlust der Wälder leiden, zeigt auch die Ausstellung „Aras“ im Naturkundemuseum. Dort haben Besucher derzeit die seltene Gelegenheit, einen Hyazinthara im Querschnitt zu sehen – das Skelett mit dem klobigen Kopf, dem markanten Schnabel und dem im Gegensatz dazu geschrumpft wirkenden restlichen Körper.

Das Paar in der Zoovoliere krallt sich gerade ein paar Nüsse. Vier sichelförmige Zehen führen die Nahrung zum Schnabel, einer der Aras fixiert die Nuss zwischen Unter- und Oberschnabel, die muskulöse Zunge tastet die Oberfläche nach der schwächsten Stelle ab. Dank des beweglichen Unterkiefers fräst der Vogel ein Loch in die Schale, bis diese endlich aufbricht. Knack, Vorsprung durch Technik.

Hyazinthara im Zoo

Lebenserwartung:  etwa 60 Jahre

Fütterungszeit: zwischen 9 und 10 Uhr

Interessanter Nachbar: Lachender Hans, Rabenkakadu

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