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Humboldt-Pinguine kommen ursprünglich aus Peru und Chile und verdanken ihren Namen dem Forscher Alexander von Humboldt.

© imago/imagebroker

Berliner Schnauzen im Zoo: Finger weg vom Guano

Humboldt-Pinguine verhungern. Und dann baut der Mensch auch noch den Untergrund ab, den die Vögel brauchen, um Nachwuchs brüten zu können.

Da schwimmt er nun, der Humboldt-Pinguin, im Schattenreich unter dem Baum, weil es dort kühler ist, wohl, weil es ihn an die Heimat erinnert. Ach, Heimat. Die Heimat aller Pinguin war die Luft. Und auch wenn das ja nun wirklich sattsam bekannt sein sollte, Tierpfleger Norbert Zahmel, zuständig im Zoo für Robben und Pinguine und alles, was geschwind und geschmeidig unter Wasser lebt, sagt: „Ist es nicht! Sie glauben nicht, was wir alles zu hören bekommen, da wird der Pinguin schon mal zum Schnabeltier“, deshalb also erneut und mit Ausrufezeichen: Der Pinguin ist ein Vogel! Einer, der seiner Heimat beraubt wurde. Da schwimmt er nun, der Pinguin, Köpfchen in das Wasser, Schwänzchen auch.

Vor vielen, vielen Jahren begab es sich, dass der Lebens- und somit Fressraum für den fliegenden Pinguin zu eng wurde, und die Evolution beschloss, ihn ins Wasser watscheln zu lassen. Und heute? Heute wird dem Pinguin der Lebens- und somit Fressraum zu eng. Die Nahrungsketten brechen zusammen, die Überfischung vor der südamerikanischen Westküste raubt dem Pinguin Frühstück, Mittagessen und Abendbrot, Pinguine, nicht nur die Humboldt-Variante, die so heißt, weil Alexander von H. sie als Erster entdeckt haben soll, was aber nicht stimmen muss, diese eleganten, sturmerprobten Freunde des lustigen Watschelganges verhungern. Und weil das vielleicht nicht reicht, raubbaut der Mensch auch noch den Guano ab, den Untergrund, den der Humboldt-Pinguin braucht, um Nachwuchs brüten zu können. Der Mensch braucht Guano als Düngemittel, oder glaubt, ihn zu brauchen. Wenn der Mensch glaubt, hat der Pinguin zu schweigen und zu verrecken.

Als männlicher Mensch möchte man kein Pinguin sein

15 „Humbis“, wie Zahmel sie nennt, leben im Zoo, elf davon sind Leihgaben aus Rostock. Zwei Humbis wollen nicht so richtig, vielleicht kann man es ihnen nicht verdenken, dass sie sich dem Nachwuchs in dieser Welt verweigern, aber doch nicht so. Und zwar so: Pinguine, das ist kein Spezifikum der Humbis, sind in der Partnerwahl sehr anspruchsvoll. Laut einer Studie suchen die Weibchen ihren künftigen Begatter aus 200 Aspiranten aus. Einer kommt durch. Die anderen 199 finden wohl auch noch ihr Deckelchen, aber mal ehrlich, als männlicher Mensch möchte man kein Pinguin sein.

Nun haben sich im Berliner Tauchbecken doch zwei lieben gelernt. Leider, so böse kann das Leben mitunter sein, kriegen sich die beiden kurz vor der Niederkunft, in diesem Fall also vor dem Eischlupf, in die Federn. Dreimal ist das schon geschehen, und jedes Mal mündete der Ehekonflikt in eine wüste Prügelei zwischen Frau und Herr Pinguin.

Das traurige Ende vom Lied: Das Ei ist zerdeppert, die Brut tot. Man ahnt, dass die Lernfähigkeit bei Pinguinen nicht sehr ausgeprägt ist. Dass es sich bei dem streitbaren Paar um eine Hessin aus Frankfurt am Main und einen Wiener handelt, macht die Sache für Ethnologen vielleicht erklärbar, aber nicht besser. Bei allem Krill und kleinen Fischen, die sie zu sich nehmen (oder eben auch nicht mehr), die Weisheit haben sie nicht gefressen. Oder, wie Tierpfleger Zahmel sagt: „Mit Verlaub, Pinguine sind eigentlich ziemlich doof.“ Was kein Grund ist, sie auszurotten. Also, Menschen, Kleingärtner, Hobby-Floristen, Finger weg vom Guano.

HUMBOLDT-PINGUIN IM ZOO

Lebenserwartung:  Bis zu 25 Jahren

Interessanter Nachbar:  Zwergotter

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