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Der Bestand des Fleckenuhus ist derzeit nicht gefährdet, dennoch verliert er seine Nistplätze und die Wälder – an Rodung.

© imago/blickwinkel

Berliner Schnauzen: Montags hat der Fleckenuhu frei

Frodo ist ein kleiner Star. Nein, nicht der Hobbit, sondern der Fleckenuhu im Berliner Tierpark. Haut er deswegen während seiner Flugshows nicht ab?

Wenn unsereins nachtaktiv war, sind die Augen stark gerötet. Das unterscheidet uns von der Eule. Von der weiß man, dass sie ausschließlich nachts unterwegs ist und immer dunkle Augen hat.

Frodo ist anders, obwohl er kein Hobbit ist, sondern ein sehr, sehr schöner Vogel, nämlich ein Afrikanischer Fleckenuhu. Frodo kennt Afrika nicht einmal vom Hörensagen, er entstammt einer erfolgreichen Aufzucht des Berliner Tierparks, ist erst ein Jahr alt, aber schon einer der Protagonisten der Flugshow. Frodo hat gelbe Augen, ein leuchtendes Gelb, als habe es van Gogh gemalt. Damit sitzt er auf der Hand der Falknerin Janine Radtke und bringt die vorbeiziehenden Kitagruppen zu ehrfürchtigem Schweigen. Und er sitzt da ja wirklich, obwohl eher klein von Wuchs, majestätisch, erhaben und weise – oder auch verschlagen, finster und dumm. Das umreißt die Palette dessen, was den Eulen, und damit auch diesem afrikanischen Prachtexemplar von Uhu, unterstellt wird.

Mal kündigt der im Wald rufende Kauz den Tod an, mal bringt er Kinder, mal werden sie in einer völlig überflüssigen Aktion nach Athen getragen, mal verfolgt. Und lange Zeit als Helfer zum Massenmord missbraucht. Wenn die Jäger etwa auf Krähen oder Raben aus waren, lockten sie sie mit der verhassten Eule, und die Krähen waren nicht mehr, weil die Jäger sie aus ihrer gut getarnten Erdhütte abknallten.

Sensibel wie eine Mimose, stur wie ein Bock

Frodo aber hat keine kriminelle Vergangenheit. Er hört auf einen Pfiff, erkennt seine Betreuer, die Falkner, und wird für seine 30-Minuten-Flugshow mit Ein-Tages-Küken oder Mäusen entlohnt. Allein, seine Erziehung, sagt Janine Radtke, sei schwierig gewesen. Auch Frodo ist einerseits sensibel wie eine Mimose, andererseits stur wie ein Bock. Im tiefsten Uhu-Herzen ist er wohl ein friedliebender Kerl.

Dennoch weiß er sich zu wehren. Dann plustert er sich auf, viel größer und breiter, als er eigentlich ist, und seine Krallen sind skalpellscharf, weswegen seine ihm vertraute Falknerin lieber einen Handschuh trägt. Er könnte sich ja erschrecken, der kleine Frodo, und dann möchte man lieber nicht menschliche Hand sein.

Er braucht nicht ins warme Afrika zu fliegen

Wenn ihn ein größerer Raubvogel attackiert, kämpft er. Nur gegen den Menschen kann sich keine Eule wehren. Der Bestand des Fleckenuhus ist derzeit nicht gefährdet, doch auch er verliert seine Nistplätze und die Wälder – an Rodung und Ausbreitung der Menschheit.

Frodo hat ein kommodes Leben im Tierpark. Montags hat er frei, ansonsten eine halbe Stunde Darstellung seines fliegerischen Könnens, danach kann er wieder ruhen in seiner Volière, muss weder Tod, immerhin kann er 40 Jahre alt werden, noch Teufel fürchten. Sicherheitshalber dreht er sich immer mal wieder um, also nicht er in Gänze, nur seinen Kopf, den dafür bis 260 Grad. Außerdem braucht er den mühsamen, langen Flug zum Winterurlaub ins wärmere Afrika nicht anzutreten, die Zeit verbringt er im beheizten Bauer. Wahrscheinlich haut er auch deswegen während seiner Flugdarbietungen nicht ab. Es würde ihm sowieso nichts nützen, Frodo trägt seinen Wohnsitz auf einem Lederband herum. Des Uhus Weisheit letzter Schluss: hierbleiben.

FLECKENUHU IM TIERPARK

Lebenserwartung:  bis zu 40 Jahre

Feinde:  Raubvögel, Menschen

Interessante Nachbarn: 14 weitere Eulenarten

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