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Brust rot, Rücken grün, Schwingen blau: Erzloris gelten in Indonesien als nette Mitbringsel.

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Berliner Schnauzen: Warum man Erzloris „Schnittblumenvögel“ nennt

Sie sind schön bunt und können schön pfeifen: Das wurde den südostasiatischen Papageien zum Verhängnis.

Warum der Erzlori wohl Erzlori heißt? Die Empfangsdame im Berliner Zoo hat eine Idee. „Vielleicht hat den ein Herr Erz entdeckt“, sagt sie. „Ein Herr Friedrich Erz.“

Zwei Tiere sitzen in der Voliere. Ganz oben, da fällt Dämmerlicht durch die Decke. Brust rot, Rücken grün, Schwingen blau: Erzloris gehören zu den Papageien. Sie können pfeifen wie wenige im Tierreich. Und wenn Vögel schön bunt sind und schön pfeifen können, was sind sie dann noch? Fast ausgestorben.

200 leben noch in freier Wildbahn. „Endangered“, sagen Experten wie Tierkurator Tobias Rahde. Nach „endangered“ kommt auf der Skala nur noch „highly endangered“ – und dann nix mehr. Der Erzlori kommt nur auf den Molukken vor, einer Inselgruppe bei Indonesien. Im dichten südostasiatischen Bergregenwald nistet er. Weil Indonesien den Wald aber rodet (vergangenes Jahr wurde die Konzession zum Öl-Bohren erteilt), fehlt den Loris der Lebensraum. Und außerdem sind da die Wilderer, sagt Rahde.

Der Berliner Zoo könnte zur Arterhaltung beitragen

Er war selbst in Indonesien im vergangenen Jahr und dort auch auf einem der Bird Markets. Da sitzen Loris in Käfigen, und die Indonesier kaufen sie gern. Lassen sie bei Gesangscontests gegeneinander antreten. Oder, so war es lange üblich, brachten sie Freunden mit als Dank für eine Einladung zum Abendessen. Wie anderswo Schnittblumen. Deshalb nennt man Erzloris auch „Schnittblumenvögel“.

Im Frühling erst kamen die zwei Exemplare, auf die Tobias Rahde nun zeigt, aus Köln in den Zoo. Ein Männchen und ein Weibchen, zehn und acht Jahre alt, seit vier Jahren ein Paar, Erzloris leben monogam. Rahde hat sie ganz bewusst hergeholt. Wenn alles gut geht, zeugen sie bald ein Küken, und dann trägt der Berliner Zoo zur Arterhaltung bei. Damit das klappt, muss Rahde es ihnen so angenehm wie möglich machen. Geht nicht immer gut. Manche Erzloris ignorieren sich, andere streiten ständig und denken nicht an Nachwuchs. Seine zwei sitzen stumm auf einem Birkenast und putzen sich gegenseitig das Gefieder. „Gutes Zeichen“, sagt Rahde.

Einer flattert runter, zum Nektar. Erzloris haben eine lange Zunge, die sich vorn auffächert in Dutzende Pinselborsten. Die Zunge stecken sie in Blüten, der Nektar bleibt dran kleben. Weil sie dabei kleckern, putzen sie sich die ganze Zeit.

Sind die Vögel nach Friedrich Erz benannt?

Hat der Erzlori eine Chance? Tobias Rahde schaut skeptisch. „Ich hoffe sehr“, sagt er. In Indonesien half er, eine Zuchtstation aufzubauen, außerdem schicken sie jetzt Ferngläser dorthin, in der Hoffnung, dass die Indonesier das Bird Watching für sich entdecken – wäre besser als Bird Catching. „Wir wollen da aber auch nicht als Kolonialmacht auftreten“, sagt er. Die Indonesier könnten schließlich leicht erwidern: Schaut euch mal in Deutschland um, was lebt da noch so frei? Wenn sie es schaffen würden, irgendwie 1000 Tiere aufzuziehen, könnte der Erzlori überleben.

Bleibt die Frage, nach wem die Vögel benannt sind. Friedrich Erz? Das könne er nicht bestätigen, sagt der Kurator. Ein solcher sei ihm nicht bekannt und dass ein zufällig ähnlich klingender Friedrich verantwortlich sei, halte er für noch unrealistischer. Wahrscheinlich habe der Erzlori seinen Namen von dem schwarzen Fleck auf seinem Kopf. Erzschwarz. Nicht erzkonservativ.

Erzlori im Zoo

Lebenserwartung:  bis zu 40 Jahr

Fütterungszeiten:  morgens und abends

Interessanter Nachbar: Weißohr-Katzenvogel, Greyfruchttauben

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