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Friedliche Spezies. Skudden fühlen sich auch im Berliner Tierpark ganz wohl.

© imago/Olaf Wagner

Berliner Schnauzen: Wie aus Skudden Hüte werden

Die Skudde ist die kleinste einheimische Schafrasse und wurde aus Restbeständen gezüchtet. Sehr zur Freude einer Berliner Hutmacherin.

Wer Zoos oder Tierparks Übles will, schimpft, dass alle Tiere dort Gefangene seien. Das ist ja auch nicht zu leugnen, wird allenfalls ein wenig abgemildert durch den Umstand, dass es den Tieren in guter Obhut, also zum Beispiel im Berliner Tierpark, besser geht als in dem Gebiet, das man gemeinhin und etwas leichtfertig „freie Wildbahn“ nennt. Der Mensch guckt nur und raubt keinen Lebensraum, der Elefant muss nicht so weit laufen, um an die Unmengen Futter zu kommen, die er für gewöhnlich braucht, und die Gazelle sich nicht ständig umschauen, ob da nicht ein Löwe Appetit hat.

Die Skudden kennen es ja nicht anders. Ursprünglich wurden sie überwiegend in Ostpreußen und dem Baltikum gehalten. Von Anfang an als Haus- und Nutztiere. Inzwischen fühlen sie sich auch in Brandenburg ganz wohl. Sie wurden aus Restbeständen gezüchtet, die den Zweiten Weltkrieg überlebt hatten und anschließend durch kundige Züchter und Tiergärten in Ost- und Westdeutschland erhalten. So viel zur Herkunft der Skudden.

Aber wer oder was, bitteschön, ist eine Skudde? Skudden haben vier Beine, die männlichen besitzen außerdem zwei Hörner, sie haben ein dickes Fell, über das sich im Falle der Tierpark-Skudden einmal im Jahr eine Hutmacherin freut. Skudden sind Schafe, keineswegs dumme übrigens. Meist stehen sie zwar nur herum, kommen aber ans Gatter gelaufen, wenn Besucher dort warten und eine Streicheleinheit lockt.

Hat sich jedoch Reviertierpfleger Viete am Lattenzaun in Position gebracht, mit dem skudden-unkundigen Besucher an seiner Seite, dann stehen sie weiter rum, wohl weil der Gang die Mühe nicht lohnt, Zärtlichkeiten sind von Viete nicht zu erwarten. Womit klar ist, dass Skudden eine gewisse Auffassungsgabe haben und gut unterscheiden können zwischen entzückenden Kindern und langweiligem Besucher.

Der Bock kann grantig werden

Skudden sind Haustiere, das waren sie immer schon, das sind sie und werden es auch bleiben, wenn der Mensch sie nicht ausrottet. Okay, stehen sie in der Herde etwa auf Brandenburger Wiesen und gehen ihrer Bestimmung der Landschaftspflege nach, kann schon mal ein Wolf kommen. Herr Skudde mit den zwei Hörnern, seine beiden jüngsten Sprösslinge und sein vierskuddinnenköpfiger Harem haben den aber nicht zu fürchten.

Es sind tiefenentspannte Schafe, die für die Landbewirtschaftung, als Rasenmäher, Deichpfleger und Fleischgeber gebraucht werden. Friedlich sind sie auch, lediglich der Bock kann grantig werden, wenn er, der Polyamorist, der Meinung ist, die Pfleger würden sich seinen Frauen nähern. Dann kommt er mit Anlauf und seinen geschwungenen Hörnern angerannt. Und weil die Skudden die kleinste deutsche Schafrasse sind mit einer Widerristhöhe des Bockes bei etwa 55 Zentimetern, kann so eine Eifersuchtsattacke schon mal zu Lasten von Pflegers Kniescheiben gehen. Nicht gefährlich, aber schmerzhaft.

Das, was die Skudden um den Körper haben, nennt man Vlies. Es besteht aus Ober- und Unterwolle. Meist ist es weiß, kann aber auch einen bräunlichen Einschlag haben und ergibt nach einjährigem Wachstum bis zu 2,5 Kilogramm Wolle.

Daraus lassen sich schon ein paar Hüte herstellen.

Skudde im Tierpark

Lebenserwartung: Ohne Metzger bis zu 15 Jahre

Interessanter Nachbar: Meerschweinchen

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