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Das Satyrtragopan-Männchen sieht schon beeindruckend aus, wenn er nicht die Hörnchen ausgefahren hat.

© Imago

Der Satyrtragopan im Tierpark: Dämon? Oder doch nur Hühnchen?

Der Name des vielleicht schönsten Vogels der Welt verspricht Ausschweifung pur. Was ist dran? Wir haben die Tiere besucht.

Es ist ein Name, der Ausschweifung verspricht. Standen beim Satyrtragopan doch gleich zwei Wesen der griechischen Mythologie Pate, deren Freizeitgestaltung nach heutigen Maßstäben irgendwo zwischen Swingerparty und Oktoberfest zu verorten wäre. Satyrn waren die geselligen Dämonen im Gefolge des Dionysos, die auf antiken Darstellungen mit überdimensioniertem Gemächt abgebildet wurden. Und auch Pan – halb Ziegenbock (lat. Tragus), halb Mensch – war nicht für maßvolles Feiern bekannt. Was muss das für ein Vogel sein?

Ein relativ gemütlicher Verwandter der Fasane und damit der Hühnervögel, wie ein Besuch bei dem Pärchen im Tierpark zeigt. Während er in einer Ecke der Voliere nahe dem Schloss Friedrichsfelde den späten Vormittag verdöst, stakst sie gemächlich pickend und scharrend über den Boden. Sex und Drugs im Hühnerstall? Eher nicht.

Seinen Namen verdankt der in feuchten Gebirgswäldern des Zentral- und Osthimalaja beheimatete Vogel einer Eigenheit bei der Balz, erklärt Martin Kaiser, Vogelkurator im Tierpark. „Begleitet von lauten Rufen entfaltet der Hahn aus seinem leuchtendblauen Gesicht dann zwei etwa drei bis fünf Zentimeter lange hornförmige Fleischzapfen und aus dem Hals einen gewaltigen Kehllappen.“ Live erleben kann man das gerade leider nicht. Balzzeit ist im Mai und Juni. Die Bilder, die man davon im Netz finden kann, sehen aber wirklich beeindruckend aus.

Schon im Normalzustand ist er wunderschön

Das tut das Federkleid des Hahns jedoch bereits im Normalzustand. Während das etwa gänsegroße Weibchen ähnlich einer Ente braungraues Gefieder trägt, um während der rund vier Wochen dauernden Brutzeit möglichst gut getarnt zu sein, leuchtet das etwas größere, bis zu 80 Zentimeter lange Männchen in grellem Rot.

Das Satyrtragopan-Weibchen ist braungefleckt, damit es beim stillen Brüten besser getarnt ist.
Das Satyrtragopan-Weibchen ist braungefleckt, damit es beim stillen Brüten besser getarnt ist.

© Imago

Die Flügel erinnern mit ihren schillernden Punkten an einen Pfau. „Das sind mit die schönsten Vögel, die es gibt“, findet auch Kaiser. Kürzlich war er in Nepal und hat ein paar Exemplare in freier Wildbahn gesehen. Das ist gar nicht mehr so selbstverständlich. Die Satyrtragopane stehen auf der Liste der gefährdeten Arten. Die Zerstörung ihres Lebensraums schreitet voran.

Schön und selten – das macht die Tiere natürlich interessant für die Zucht. Kaiser warnt allerdings, dass sie relativ anspruchsvolle Vögel sind. „Die brauchen ausreichend Schatten, und man muss wirklich ständig Obst und Grünzeug füttern.“ Das fressen die Tiere neben Beeren und Insekten am liebsten.

Vor kurzem gab es Nachwuchs - einen flauschigen Flummi

Das Paar aus dem Tierpark ist inzwischen seit zehn Jahren hier zu Hause. Vor Kurzem gab es Nachwuchs, zwei Eier wurden gelegt, ein Küken ist aber schon wieder gestorben. Das andere wird jetzt von Hand aufgezogen. Ein honigmelonenfarbener, flauschiger Flummi. Schaut Besuch in den Kasten, flattert es aufgeregt in die Höhe.

Der Satyrtragopan wie unser Künstler ihn sieht.
Der Satyrtragopan wie unser Künstler ihn sieht.

© Andree Volkmann

„Dass es das schon kann, ist eine Besonderheit der Hühnervögel“, erklärt Kaiser. Dank der sogenannten Erstlingsflügel, die später von neuem Gefieder ersetzt werden, kann ein kleiner Tragopan schon im Alter von wenigen Tagen mit der Mutter auf Bäume flüchten. Im Tierpark wird das Küken aber wohl nicht zurück zu seiner Mutter können: der Vater könnte möglicherweise gereizt reagieren. „Besonders gesellig sind die Tiere nicht.“ Von wegen Satyrn.

DER SATYRTRAGOPAN IM TIERPARK

Lebenserwartung:  15 bis 20 Jahre

Interessanter Nachbar: Weißohrhäherling

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