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 Dieses Pfauen-Mosaik ziert den 10-Denar-Schein Mazedoniens. Das Original wurde in einer Basilika der antiken Ortschaft Stobi ausgegraben und kann von Touristen besichtigt werden.

© public domain

Die schönsten Geldscheine der Welt: Nur Bares ist Wahres

Finanzexperten wollen das Bargeld abschaffen – man soll nur noch mit Kreditkarte bezahlen. So ein Quatsch! Eine Hommage an die weltweite Kunst der Scheine.

Ende November kommt der neue 20-Euro-Schein. Links und rechts hat er kurze schräge Linien, von Blinden ertastbar. Statt zwei blauer Kirchenfenster zeigt er künftig ein blaues und ein rotes. Ansonsten bleibt die Banknote, verglichen mit manch anderer dieser Erde: ziemlich öde.

Wie kunstvoll Währung gestaltet sein kann, will die „International Bank Note Society“ beweisen. Seit 2011 lässt sie darüber abstimmen, welcher gerade veröffentlichte Schein ästhetisch am meisten beeindruckt. Im Premierenjahr gewann eine 50 000-Schilling-Note aus Uganda. Der prämierte Schein zeigt drei erwachsene Berggorillas plus ein niedliches Berggorillababy (siehe rechte Seite). Europäische Kirchenfenster hätten da keine Chance.

Aktuell sind weltweit rund 375 Milliarden Geldscheine in Umlauf – aufgeteilt in 176 offizielle, von der UN anerkannte Währungen. Wer sich Zeit nimmt und die Motive sämtlicher Staatsbanken begutachtet, stellt fest, dass sich die Motivauswahl in der Regel auf drei Kernbereiche beschränkt: Menschen, Tiere, Sensationsbauten. Gern auch wild kombiniert. Derart gestaltete Banknoten eignen sich als Marketinginstrument, etwa zur Ankurbelung des Tourismus, jedoch ebenso als innenpolitisches Propagandamittel. Gerade Alleinherrscher nutzen Geldscheine zur eigenen Ikonisierung.

Logisch, dass ihre Konterfeis verschwinden müssen, sobald die Despoten abgesetzt und den Nachfolgern nicht genehm sind. Zum Beispiel Nordkorea. Dort strahlte bis Sommer vergangenen Jahres der längst verstorbene Staatsgründer Kim Il Sung von jeder Won-Vorderseite – offiziell wird er immer noch als „Ewiger Präsident“ verehrt. Nun intervenierte Enkel Kim Jong Un, bestellte eine neue Serie an Banknoten, auf denen Kim Il Sung durch ein schlichtes Holzhaus ersetzt wurde.

Kann sich der neue Machthaber eines Landes die Neuproduktion kurzfristig nicht leisten, bleiben nur pragmatische Lösungen. Als 1997 Kongos Diktator Joseph-Désiré Mobutu gestürzt wurde, verfügte dessen Nachfolger Laurent-Désiré Kabila, den Verhassten aus sämtlichen Geldscheinen herauszuschneiden – notfalls in Handarbeit mit handelsüblicher Schere. Mobutus Mütze und Armeeuniform durften bleiben, bloß das Gesicht musste weg. Die gelöcherten Scheine waren jahrelang im Umlauf, überlebten auch Kabila, der 2001 einem Attentat zum Opfer fiel, noch bevor er sich selbst auf einer Banknote verewigen konnte.

Wie lange Geldscheine regulär zirkulieren, bevor sie zerschlissen sind, hängt neben der Qualität des verwendeten Materials auch vom Nennwert ab. Je geringer der Wert, desto häufiger wechselt die Note den Besitzer, desto eher muss sie ausgetauscht werden. Zehn-Euro-Scheine haben eine durchschnittliche Lebensdauer von einem Jahr, ihre 500-Euro-Pendants werden nach fünf Jahren aus dem Verkehr gezogen.

Es gibt auch Menschen, die Banknoten nicht als fertige Kunstwerke, sondern als Grundierung für eigenes Schaffen begreifen. In den USA ist das Verzieren und Beschriften von Scheinen verboten, in der Euro-Zone aber gilt: Wer Geld rechtmäßig erwirbt und real in Händen hält, ist dessen Eigentümer. Daher wird Kunst am Schein nicht bestraft (es sei denn, einer versucht etwa, an die Zahl auf dem Schein eine Null dranzuhängen, dann droht mindestens ein Jahr Gefängnis wegen Geldfälschung). In Griechenland wollte der Künstler Stefanos auf die Folgen der Wirtschaftskrise aufmerksam machen, zeichnete Strichmännchen auf Euro- Scheine, die er dann in Umlauf brachte. Seine Figuren stürzten sich von den abgebildeten Bauwerken in den Tod, erhängten sich an Giebeln, randalierten. Vor die Kirchenfenster der 20-Euro-Note setzte er einen bettelnden Obdachlosen.

Stefanos hatte Glück, denn laut Gesetz sind weder Banken noch sonstige Dritte verpflichtet, einen mutwillig beschmierten Schein anzunehmen. Im schlimmsten Fall hätte der Künstler also sein Geld selbst entwertet. Auch sollte bitte niemand – kein Witz! – fremde Telefonnummern auf Scheinen notieren und diese dann in Umlauf bringen. Wäre ein Verstoß gegen die Datenschutzbestimmungen.

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