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Elektronische Anzeigen in Autos sind oft nervig.

© p-a/Friso Gentsch/Volkswagen

Die Sparkolumne: Ich traue ihm nicht

Ölwechsel? Wartung? Scheibenwischer? Unser Auto lügt und täuscht seine Wehwehchen nur vor. Wie ich plante, es zu überlisten.

Von Andreas Austilat

Unser Wagen will zur Inspektion. Das hat er mir sogar schriftlich gegeben. Auf dem Display unter dem Tacho steht: Noch 900 Kilometer bis zur Wartung. Doch ehrlich gesagt, misstraue ich diesem Auto.

Die Vorgängermodelle ließen mich emotional vollkommen kalt. Nur war da auch noch nicht von betrügerischer Software die Rede. Jetzt habe ich den Verdacht, unser Auto lügt und täuscht seine Wehwehchen nur vor.

Wenn ich nämlich den Wagen nicht bewege, müsste die Anzeige bei 900 Kilometern stehen bleiben. Doch schon in den Vorjahren hatte ich den Eindruck, dass es egal ist, ob die Karre nun rollt oder nicht, irgendwann steht da: „Noch 800 Kilometer“.

Natürlich könnte ich die Anzeige einfach ignorieren, übersehen kann ich sie nicht. Und das nervt. Als ob der Wagen mir droht, „bring mich in die Werkstatt oder ich geh’ kaputt“.

Bisher habe ich immer versucht, die Kosten für die Inspektion zu drücken, indem ich der Werkstatt Vorgaben machte: Öl? Bringe ich grundsätzlich selber mit. Scheibenwasser? Auf keinen Fall überprüfen. Scheibenwischergummis? Wechsele ich selbst. Womit wir bei einer der größten Pleiten wären, die mir in meiner automobilen Vergangenheit widerfahren ist.

Nur ein kleiner Schubs und die Fronscheibe war kaputt

Der Vorfall ereignete sich auf einer Autobahnraststätte bei Dessau. Ich hatte eigentlich geplant, die Wischerblätter vor der Reise zu wechseln, weil die alten bei Regen schmierten. Tatsächlich hatte ich bereits neue Gummis besorgt, war dann aber nicht zum Tauschen gekommen. Wie wir uns also der Raststätte näherten, sagte ich zu meiner Frau: „Schatz, schau mal, da hinten wird es grau, lass mich schnell rausfahren, die Wischer wechseln.“

Auf dem Rastplatz stellte ich die Wischer senkrecht, zupfte sie ab und stellte fest, dass die neuen nicht passten. „Macht gar nichts“, sagte ich flugs, „ich schau mal, ob sie auf der Tankstelle die richtigen haben.“

Ich hätte sofort loslaufen sollen, doch die leeren Wischerhaken, die nackt von der Scheibe abstanden, störten mich irgendwie. Ich gab dem einen im Weggehen einen kleinen Schubs, und von seiner Feder gespannt, schlug der entblößte Metallhaken auf der Frontscheibe auf. Es knackte. Auf der Scheibe breitete sich ein ziemlich großer Sprung aus. Meine Frau guckte traurig, sagte, „du steigst jetzt in diesen Wagen und fasst nichts mehr an“.

Wäre das nicht passiert, würde ich jetzt behaupten, „Schatz, so eine Anzeige bedeutet gar nichts. Lass sie mich einfach mit schwarzem Klebeband abdecken“. Aber jeder wird verstehen, dass ich mich nicht traue, so etwas vorzuschlagen.

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