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Auf der Suche nach etwas Besonderem. Panikkäufe in letzter Minute sind immer teuer.

© Friso Gentsch dpa/lni

Die Sparkolumne: Warum Weihnachten mich wieder fertigmacht

Vor Jahren schenkte ich meiner Frau eine Schatzinsel. Lässt sich das noch toppen? Die Zeit drängt!

Von Andreas Austilat

Meine Frau ist durch. Seit einer Woche schon. „Jetzt habe ich alle Geschenke beisammen“, hat sie froh verkündet, „Weihnachten kann kommen.“ Was soll ich sagen? Ich bin noch nicht ganz so weit. Und das hat mit meinen Ambitionen zu tun.

Ich will was Besonderes schenken, etwas, bei dem der Beschenkte den Atem anhält. Doch jetzt wird es höchste Zeit. Denn das lehrt mich meine Erfahrung: Die Hemmschwelle sinkt von nun an täglich, und Panikkäufe in letzter Minute sind immer teuer.

Das bringt mich zu einem meiner größten Erfolge, den ich auf diesem Gebiet hatte. Ich erreichte ihn mit einer im Grunde vergleichsweise einfachen Brosche. Ich glaube, es war sogar das erste Geschenk überhaupt, das ich meiner Frau gemacht habe. Das heißt, wenn ich mich richtig erinnere, wurde sie erst danach meine Frau. Übrigens trägt sie ziemlich selten Broschen.

Es kommt auf die Verpackung an

Das Besondere war die Verpackung. Weil mir schon damals klar war, die Brosche allein wird es nicht reißen. Deshalb überreichte ich ihr eine Schatzinsel, in der ich den Schmuck vergrub.

Die Insel hatte einen Durchmesser von 30 Zentimetern und war komplett aus Salzteig. Ich weiß noch, dass ich damals zuerst mit Gips experimentiert hatte, das dann aber aufgab, weil ich befürchtete, mein Werk würde viel zu schwer. Also Salzteig, da braucht man im Prinzip nur Mehl, Wasser, eine Menge Salz und etwas Öl, um das Ganze geschmeidig zu machen.

Man benötigt nicht einmal einen Ofen, Salzteig trocknet auch an der Luft, aber Vorsicht, es dauert ewig. Die Insel hatte die Form einer kleinen Wanne. In der Mitte war eine Aussparung, in die ich einen kleinen Topf mit Palme stellte. Den ganzen Rest füllte ich mit Vogelsand. Und darin versteckte ich die Schachtel mit der Brosche.

Ich könnte einen Flughafen basteln

Natürlich hatte ich ein bisschen Angst, sie würde das Schmuckstück nicht finden oder nicht einmal danach suchen. Also habe ich noch ein kleines Fläschchen mit einem zusammengerollten Brief und der Schatzkarte in den Sand gesteckt.

Die Palme ist irgendwann eingegangen, der Sand verweht, aber Brosche und Fläschchen gibt es heute noch. Neulich erst hat meine Frau sie gefunden. Und dazu sagte sie: „Du warst so einfallsreich!“

Mir ist schon aufgefallen, dass sie die Vergangenheitsform benutzte, ich habe aber nichts gesagt. Stattdessen überlege ich fieberhaft. Es kommt also weniger auf den Wert als vielmehr auf die Verpackung an. Ich könnte zum Beispiel einen Kurztrip verschenken und das Ticket in einem selbst gebastelten kleinen Flughafen verstecken. Nur schnell muss es gehen. Selbst für einen kleinen Flughafen wird die Zeit langsam knapp.

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