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Dr. WEWETZER: Ein Fall für die Feuerwehr

Hartmut Wewetzer .

Leserin B. berichtet von stechenden Schmerzen in der linken Brustseite und Taubheitsgefühl im linken Arm, die sie plötzlich quälten. Wie sie mir schrieb, rief sie daraufhin den vermeintlichen „Notarzt“. Der kam erst nach 40 Minuten und es dauerte etliche Zeit, bis die Ursache der Beschwerden in einer Klinik beseitigt wurde, nämlich ein Gefäßverschluss in der linken Schulter.

Frau B. hat Glück im Unglück gehabt, die Sache ist noch einmal glimpflich ausgegangen. Sie wäre besser beraten gewesen, sich unter der Nummer 112 direkt an die Feuerwehr zu wenden. Denn die ist für medizinische Notfälle zuständig. Falls erforderlich, alarmiert sie auch den Notarztwagen. Der ist dann in wenigen Minuten vor Ort, anders als der von Frau B. gerufene Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung, den sie mit dem Notarzt verwechselte. Der Bereitschaftsdienst ist nicht für Notfälle da. Er sollte nur angerufen werden, wenn ein Problem nicht akut bedrohlich ist. Eine fiebrige Erkältung oder ein verdorbener Magen sind zum Beispiel Fälle für den Bereitschaftsdienst.

Anders Herzinfarkt und Schlaganfall. Das sind gefährliche Ereignisse, deren Warnzeichen man kennen muss. Hat man selbst oder ein Angehöriger entsprechende Beschwerden, sollte man die 112 wählen. Also nicht abwarten, weil die Hausarztpraxis zwischen Weihnachten und Neujahr geschlossen hat. Keine Angst vor einem Fehlalarm!

Diese Anzeichen deuten auf einen Herzinfarkt, also ein verschlossenes Herzkranzgefäß: Starke Schmerzen im Herz- oder Brustbereich, Dauer mindestens fünf Minuten, oft ausstrahlend in die Arme, den Bauchbereich, zwischen Schulterblätter, in den Rücken oder Hals und Kiefer; ein massives Engegefühl mit heftigem Druck und Einschnürungsgefühl. Mitunter haben Betroffene das Gefühl, „dass ihnen ein Elefant auf der Brust steht“, wie die Deutsche Herzstiftung mitteilt. Oft äußern sich die Schmerzen als heftiges Brennen. Auch Angstschweiß mit kalter, fahler Haut bei Herzinfarkt ist nicht selten. Manchmal sind die Beschwerden ungewöhnlich, es können Übelkeit, Erbrechen, Luftnot und Schmerzen im Oberbauch auftreten. Die Herzstiftung rät, dann die Feuerwehr zu rufen, wenn diese Beschwerden in noch nie erlebtem Ausmaß auftreten.

Der Schlaganfall ist Folge einer Durchblutungsstörung des Gehirns, entweder durch ein verstopftes Hirngefäß (80 Prozent) oder eine Blutung (20 Prozent). Typische Zeichen sind Sprach- oder Sprechstörungen (Gesprochenes wird nicht verstanden, Silben werden verdreht, falsche Buchstaben verwendet). Ein Mundwinkel kann herabhängen, die Mimik einer Gesichtshälfte ist gestört. Man kann das testen, indem man den Betroffenen lächeln lässt. Typisch sind halbseitige Lähmungserscheinungen und Taubheitsgefühl, außerdem Sehstörungen (einseitige Erblindung, eingeschränktes Gesichtsfeld, Doppelbilder). Allein in Berlin ereignen sich jedes Jahr etwa 10 000 Schlaganfälle, wie die Initiative „Berlin gegen den Schlaganfall“ mitteilt. Das sind fast 30 am Tag. Rasche Hilfe kann den Schaden begrenzen.

Unser Kolumnist leitet das Wissenschaftsressort des Tagesspiegel. Haben Sie eine Frage zu seiner guten Nachricht?

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