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Feuerrot von Jason Wu. Zur zweiten Amtseinführung am 21. Januar 2013 kam die First Lady in einem Kleid des taiwanesisch-kanadischen Designers.

© Reuters

First Lady Michelle Obama: Stil und Talent

Wenn ihr Mann das Weiße Haus verlässt, wird die Welt Michelle Obama nachtrauern. Michael Michalsky über eine Frau und ihr treffsicheres Auftreten.

Als Michelle Obama 2009 ein weißes, schulterfreies Chiffonkleid zur ersten Amtseinführung ihres Mannes trug, hat sie der Welt gezeigt: Ich bin eine starke und smarte Frau. So viel Offenheit war bis dahin ein No-Go. Michelle hat sich charmant darüber hinweggesetzt – das war eine Kampfansage und stand sinnbildlich für alles, was sich mit dem Amtsantritt ihres Mannes verändert hat.

Laura Bush und Hillary Clinton kamen zu ihren Zeiten als First Lady bieder und zugeknöpft daher: mit erdfarbenen Röcken, hochgeschlossenen Blazern. Michelles Look wirkt sophisticated – modern und stilsicher. Das entspricht der Designsprache ihrer Lieblingsmodeschöpfer: Oscar de la Renta und Narciso Rodriguez.

Man sieht ihr an, dass sie etwas für ihren Körper tut. Michelle ist toll trainiert. Sie hat ein richtiges Work-Out-Programm: Seilspringen, Gewichte stemmen, Boxen. Natürlich hat sie nicht die Figur eines Laufstegmodels, aber das würde gar nicht zu ihr passen. Die Kurven sind, soweit ich das beurteilen kann, an den richtigen Stellen. Wieso soll sie dann keine Schultern zeigen? Wir reden ja nicht von Hotpants und einem Ausschnitt bis zum Bauchnabel.

Sie unterstützt neue Talente

Bis dahin verkörperte Jackie Kennedy das Idealbild einer First Lady: elegant, schön und dabei etwas zurückhaltend. Michelle ist ein ganz anderer Typ Frau. Sie ist forscher, will nicht hinter ihrem Mann zurückstehen, sondern begegnet ihm auf Augenhöhe.

Das weiße Kleid von 2009 hatte Jason Wu entworfen, ein bis dahin unbekannter Modedesigner. Ich finde es gut, dass sie nicht nur zu den Stars der Branche greift, sondern ihr öffentliches Standing dazu nutzt, neue Talente zu unterstützen.

Dieses Jahr trug sie zur Rede zur Lage der Nation ein Kleid von Narciso Rodriguez, das noch während der Rede bei einem Online- Kaufhaus ausverkauft war. Preis: mehr als 600 Dollar. Es ist unumgänglich, dass Michelle in Zeiten von Social Media ein Influencer ist. Frauen wollen sich mit ihr identifizieren und ihren Stil nachahmen, daran finde ich nichts verwerflich. Wenn sie die öffentliche Aufmerksamkeit umlenken kann und die Leute über sie als Person wieder den Zugang zur Politik finden, ist das wünschenswert.

Politik muss vorzeigbar sein

So lange sie ihre Ernsthaftigkeit nicht verliert, darf Politik glamourös sein. Obwohl ich dieses Wort nicht mag, weil es für mich einen trashigen Beigeschmack hat. Wenn Politiker sich dem Anlass entsprechend gut kleiden, sollte das nicht als außergewöhnlich dargestellt werden. Die Obamas sind eben modern, dazu gehört Stil auf allen Ebenen.

Die Outfits werden alle von einer Stylistin zusammengesucht. Meredith Koop arbeitet mit ihr von Anfang an zusammen, seit sie sich 2009 in einer Chicagoer Boutique kennengelernt haben. Das finde ich gar nicht schlimm, Politik muss heutzutage vorzeigbar sein.

Das erleben wir in Deutschland genauso. Angela Merkels Garderobe ist immer wieder ein Thema in der Presse – ihre Blazer oder ihr Kleid für Bayreuth. Die Outfits der First Lady würden an Angela Merkel deplatziert wirken. Ihr fehlt es ein wenig an Eleganz, um Etuikleider à la Michelle zu tragen.

Der Berliner Designer Michael Michalsky gilt als einer der profilitiertesten Schöpfern der hiesigen Modewelt.
Der Berliner Designer Michael Michalsky gilt als einer der profilitiertesten Schöpfern der hiesigen Modewelt.

© picture alliance / dpa

Hillary Clinton ist auf dem besten Weg, das Erbe anzutreten

Ich mag es, wenn Flotus, die First Lady of the United States, cleane Looks trägt, wenig Farbe, ein guter Schnitt, so dass ihre Sihouette in Szene gesetzt wird. In Oscar de la Renta sah sie immer großartig aus, ihre floralen femininen Looks von Proenza Schouler gefielen mir ebenfalls.

Hillary Clinton ist auf dem besten Weg, dieses Erbe anzutreten. Sie hat ihren Stil wirklich geändert, ist modisch offener geworden. Wenn ich an die pinke bodenlange Ralph Lauren-Robe denke, die sie vorige Woche beim Al Smith- Dinner in New York trug, kann ich mir nicht vorstellen, dass sie sich so ein Outfit als First Lady an Bills Seite getraut hätte.

Sicher ist das ein Werk des jeweiligen Stylisten, aber dagegen ist nichts einzuwenden. Von Bill dürfen wir modisch wohl keine Überraschungen erwarten. Als Mann ist er mit einem ordentlich sitzenden Anzug gut beraten, dafür muss er keinen Stylisten anstellen.

Protokolliert von Ulf Lippitz

Michael Michalsky

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