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Das Hotel stammt aus dem Jahr 1984, innen wurde renoviert.

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Hotelkolumne: In fremden Federn: Zu Fuß Richtung Flughafen

Als Tourist in der eigenen Stadt: Im Mercure Airport Hotel Tegel fühlt es sich nicht nach Berlin an.

Der Film „Bird People“ von 2014, eine Mischung aus Drama und Fantasy, spielt in einem Hotel am Pariser Flughafen. Dort kreuzen sich die Wege zweier Menschen. Ein amerikanischer Geschäftsmann beschließt plötzlich, nicht weiterzureisen und stattdessen sein Leben radikal zu verändern. Auch eine junge Studentin, die als Putzfrau jobbt, verliert sich in der Atmosphäre des Ortes, verwandelt sich in einen Spatz und dreht ihre Runden über Start- und Landebahn.

Flughäfen, meist wie kleine Städte in der Peripherie der Metropolen gelegen, sind wundersame Plätze. Für zwei, drei Stunden trifft man dort dichtgedrängt die ganze Welt – bevor alle wieder auseinanderströmen.

Und was, wenn man länger bleibt, so wie Gary und Audrey? Was, wenn man mit der U7 und dem Bus 109 nach Tegel fährt, dann aber kein Flugzeug, sondern den Shuttle zum Mercure nimmt?

Kein Gedanke an den BER

Der Kleinbus biegt an der Anzeigetafel vorm Flughafen ab, fährt an einer Tankstelle vorbei und hinein ins Grüne. Am Ende eine Sackgasse: der Parkplatz des Hotels. Es ist still. Drinnen sowieso, die Fenster sind schallisoliert, aber auch drumherum. Im Hof sitzen Leute neben dem Pool, trinken Wein, essen zu Abend. Von irgendwoher hinter den Bäumen dringt das gleichmäßige Rauschen der Autobahn. Erinnern die kugelrunden Lampen neben dem Becken, die später im Dunkeln leuchten werden, an einen anderen Ort (Ostseeküste? Mittlerer Westen?), an eine andere Zeit, an beides? Das Hotel stammt aus dem Jahr 1984, innen wurde renoviert, dabei hätte man längst zugemacht, wenn nicht ...

Aber kein Gedanke an den BER. Es fühlt sich hier eh nicht nach Berlin an.

Wer spaziert schon nach Tegel

So entspannt wie jetzt sei es nicht immer, erzählt Direktor Mesut Kesici. Fallen Flüge aus, wollen sich auf einmal Hunderte einquartieren. Treffen sich hochrangige Politiker für Gespräche, lauern Scharfschützen auf dem Dach. Und feiert ein Tegel-verrücktes Paar mal wieder Hochzeit auf dem Flughafen, dann schaut danach die Festgesellschaft vorbei. Weil die Gäste zu allen erdenklichen Zeiten ein- und auschecken, gibt es warmes Essen bis spät in die Nacht und ein kleines Frühstück schon ab vier Uhr früh.

Zu Fuß Richtung Flughafen. Alleine, natürlich. Wer spaziert schon nach Tegel. Durch eine Röhre und unten an den Taxiplätzen vorbei. Drüber verdunkelt sich der blaue Himmel, doch die Wärme des Tages liegt noch in der Luft. Hupen, Scheinwerferleuchten. Spuren eines Sommerurlaubs. Jetzt direkt mit dem Taxi nach Kadiköy?

Nein, bloß rasch eine Brezel im Terminal kaufen. Der Verkäufer wünscht „Einen guten Flug!“

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